Magumischer Express

Es handelt sich hierbei um eine humoristische Aufarbeitung einer geführten Schlacht der „Divide et Impera“ gegen „Raubritter“ in EU2 am sehr frühen Morgen des 17.12.2008. Geschlafen habe ich danach wie ein Baby.


Sternzeit 20081217-0930

Party eskalierte zu wüstem Handgemenge

Nachdem es in einem von den Raubrittern betriebenen Starway-Lokal mit dem zugegebenermaßen etwas einfältigen Namen 4331:51:51:1 bei der allabendlichen Dockbombing-Party der Divide et Impera im Schnittpunkt von magumischem, ozoidischem und weganischem Sektor zu Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Regelauslegung kam, eskalierten die Wortwechsel schnell zu einer Keilerei apokalyptischen Ausmaßes.

Ob nun Ansichten zu großen oder kleinen Schiffen geladener Gäste oder der beste Anflugwinkel auf Planeten bekannter Freunde des dEi-Dockbombing der Auslöser war, ließ sich nicht mehr mit Bestimmtheit feststellen. Der Stammtisch lieferte nach etlichen Maß magumischen Perlweins und jamozoidischen Ale eine leicht entzündliche Stimmung.
Wie wir aus gut informierten Kreisen erfuhren, wurde am frühen Abend heftig auf den Tisch geschlagen, um mit autoritärer Härte altbewährte Regeln zu ändern. So standen Reformisten gegen die Bewahrer des Althergebrachten.

Eine Einigung ließ sich offenbar nicht erzielen. Nachdem die erste Karaffe jamozoidischen Ale mit elliptischer Flugbahn aber schlecht gezielt die Hand von Legomann verließ, begann zum Leidwesen der bis dato unbeteiligten Gäste eine regelrechte Schlacht mit mehr oder weniger wertvollen Lebensmitteln. Nachdem diese ausgegangen waren, stürmten die Vandalen der dEi Küche und Lager, um weitere Wurfgeschosse aufzutreiben.

Nachdem diese restlos aufgebraucht waren, griff man respektlos nach der Einrichtung des Lokals. So gingen Stühle und Regale zu Bruch, Glassplitter flogen überall als gefährliche Geschosse durch die Gegend. Dass es bis zu diesem Zeitpunkt nicht zu Kollateralschäden bei den Unbeteiligten gekommen war, grenzte an ein Wunder.

Aus den Reihen der geladenen Gäste einer taktischen Tagung der DAS wurden nur selten Stimmen laut, die die Streithähne zur Vernunft bringen wollten: „Hätten wir geahnt, dass es auf ein solches Ende hinaus läuft, wären wir viel eher und vor allem energisch eingeschritten…“, ließ ein nicht genannt sein Wollender Zeuge verlauten.

Das Mobiliar taugte nach einigen Stunden eskalierender Gewalt nur noch für den Sperrmüll. Der Betreiber versuchte zu retten, was zu retten war und trug den einen oder anderen Tisch aus dem Lokal. Seine Bemühungen machten nur wenig Eindruck auf die Streitsüchtigen. Vielmehr ergab ein Wort das andere und einer der wagemutigsten Raubritter ging zum Gegenangriff über. Einer der zuvor hinausgetragenen Tische wurde von ihm quer durch den Raum geschleudert, traf jedoch nicht die Angreifer sondern die unbeteiligten Gäste der DAS Tagung, die nun ihrerseits auch nicht mehr zu halten waren.

Man kann die folgenden Szenen nicht mit Worten schildern, ohne maßlos zu untertreiben.

Schlussendlich saß der Restaurantbetreiber nach dem Abzug seiner Gäste auf einem Trümmerfeld. Das Restaurant war nahezu bis auf die Grundmauern niedergebrannt, da sich mosoranischer Whisky weniger zum Trinken als vielmehr zum Zündeln prädestinierte. Ein paar Unentwegte sammelten verbliebene und identifizierbare Kleinteile auf, um sie später einer eigenen Verwendung oder dem Bringhof zuzuführen.

Die Gesandten der DAS setzten ihre Tagung in einem in unmittelbarer Nachbarschaft in aller Eile errichteten Biwak fort. Das Dockbombing als Höhepunkt der ursprünglichen Agenda fiel leider aus.
Alle Augenzeugenberichte wurden an die Ordnungshüter weiter geleitet. Die Restaurantbetreiber hatten bis zu Redaktionsschluss noch keine Strafanzeige gestellt. Es bleibt nur zu wünschen, dass man hier nicht erneut zur Selbstjustiz greifen will.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass noch Ordnungsstrafen wegen Trunkenheit am Steuerknüppel gegen die Rüpel der Divide et Impera ausgesprochen werden.

Zu einer Stellungnahme bezüglich der nächtlichen Ereignisse befragt, sagte ein ramponiert aussehender und sichtlich unausgeschlafener Legomann nur: „Daran habe ich keine konkreten Erinnerungen… und seien Sie verdammt nochmal leise…“

Zeugnis der Wandlungen 1

Monate zuvor, in einer anderen, sicher nicht besseren Zeit:


„Ehrwürdiger, der Krieg mit GeNoZ wurde beendet.“ sagte Lieutenant Colonel Jar förmlich.
Brigadier General Legomann betonte sein mäßiges Interesse an dieser Information, durch einen wohligen Seufzer, während er sich in seiner Hängematte eine etwas bequemere Position wählte.
„Danke, Lieutenant Colonel, ich habe schon davon gehört. Stehen Sie bequem! … Machen Sie sich Sorgen um Ihre Position in meinen Diensten? Das brauchen sie nicht. Auch wenn ich mich zur Ruhe gesetzt habe heißt das ja nicht, dass Sie unseren Welten nicht weiter mit ihrer geschätzten Erfahrung dienlich sein können.“
„Ich weiß, Sir, danke.“ sagte Jar.
„Colonel, Sie könnten zum Surfen nach Poseidon reisen. Dort soll es die besten Wellen des Universums geben. Oder gönnen Sie sich einfach ein paar Tage Ruhe!“
„Nun, Sir, bei aller Bescheidenheit, ich denke nicht, dass Wasser mein Element ist. Ohne meine Aufgaben in der Flotte fände ich kaum die Ruhe, von der Sie sprechen. Am Boden weiß ich mit mir kaum etwas anzufangen. Drum habe ich mir auch nie eine Partnerin gewählt…“
„Mein lieber Hawking, vielleicht darf ich Sie nach so langer Zeit hervorragender Zusammenarbeit so nennen, im Moment gibt es kaum genug für alle Flotten-Commander zu tun. Sie sehen nicht sonderlich gut aus im Moment. Machen Sie Urlaub! Schlimmstenfalls muss ich es Ihnen befehlen.“
„Sir, das ist ein großzügiges Angebot und ich werde es erwägen. Darf ich mich zurückziehen?“
„Ja, Colonel, Sie dürfen wegtreten.“

Die letzten Tage in der Glut Ardorias hatten ihn gnadenlos aufgeheizt. Nun konnte er die anhaltende Kühle auf Panteon kaum ertragen. Die winzige Sonne spendete kaum Wärme und die doppelt so hohe Gravitation hat ihn, wie schon so oft nach längerer Abwesenheit, stärker in die Knie gezwungen, als dies je einem seiner Gegner gelungen war. Dennoch stellte sich das Heimatgefühl langsam wieder ein.
Je ein Muskelaufbautraining am Morgen und Abend enpfand er als außerordentlich lästig. Doch der Blick hinaus auf einen der wenigen, großen Seen dieses Planeten war nahezu unbezahlbar und ein Privileg sowohl seiner Geburt als auch seiner Dienste für diese Welten. Er entschädigte für alle Mühen.
Er hatte beim Hohen Rat der Welten und des Imperiums seinen Rücktritt von allen politischen Ämtern verkündet, um eben dieses Stück Heimat in aller Ruhe genießen zu können.
Während das Imperium seinem Wunsch widerwillig entsprach, ließ sich der Hohe Rat der Welten nicht erweichen. So manches Mal bereute er, dass er sich in den Anfangszeiten der Wirren und des Mangels nicht zum Caesar hatte krönen lassen.

Der Kommunikator schellte mehrere Male die Woche und es erforderte ein paar kurze Anweisungen an die Truppen, die Flotte oder die Bautrupps. Letztere waren zwar eifrig, hatten aber unterdessen bei jeder Erweiterung so viel zu tun, dass die Bauzeiten sich in die Unendlichkeit hinzuziehen schienen.
Der von ihm während seiner Zeit als Imperator in die Wege geleitete, präventive Verteidigungskrieg gegen GeNoZ wurde seitens des Imperiums beendet, in welches er seine Welten geführt hatte. Er war sich noch nicht im Klaren darüber, was er davon halten sollte. Nach einigen Nackenschlägen und dem Verlust des Großteils der Flotte am Boden hätte er aber auch nicht viel für dessen Gelingen beitragen können. Die Flotte… Wenn wenigstens die Chance bestanden hätte, in einen ehrenvollen Kampf zu ziehen…Aber nein, der Hohe Rat der Welten wies Grünschnäbel an, sich um die die Rettung verbliebener Schiffe zu kümmern.

Für das Finden aller Antworten und um lästige Entscheidungen aufzuschieben, hatte er sich erst einmal von allen Verpflichtungen losgesagt. Doch Aufgaben bestanden mit den aktuellen Konflikten ja immer noch in ausreichender Menge. Warum konnte er sich nicht aufraffen?
Vielleicht musste er aufhören, den Tag mit ein, zwei Flaschen magumischen Ales zu beginnen, um seinen Blick wieder ohne Wattebausch im Hirn und Nebel vor den Augen in die Zukunft richten zu können.

Einen Moment lang fühlte sich der General beobachtet. Als dieses dumpfe Kribbeln in seinem Hirn nicht aufhören wollte, wälzte er sich ächzend aus der Hängematte und schleppte sich ins Haus. Das nächste Training würde sowieso bald beginnen… Oder erst noch ein Ale..

Zeugnis der Wandlungen 2

„Sir! Die Bauarbeiten schreiten erfolgreich, wenn auch schleppend voran.“, sagte Hawking Jar.
„Danke mein Bester“, sagte Legomann „Wie steht es um unsere Rekruten?“
„Sir!“ Jars gestalt straffte sich. „Soweit mir bekannt ist zeigt die Ausbildung unseres Nachwuches recht gute Erfolge.“
„Das hört man doch gern.“ murmelte Legomann. Als er aufblickte, wedelte er energielos mit der Hand. „Bitte, Jar, nehmen sie doch Platz. Oder stehen sie wenigstens bequem. Ich kann das nicht mit ansehen…“
„Sir! gestatten Sie mir, mich zurück zu ziehen, ich habe noch einige Anweisungen an unsere Transportflotten zu vergeben.“, sagte der Colonel.
„Selbstverständlich. Ãœberarbeiten Sie sich nicht, Ihre Kraft ist für unsere Zukunft fest eingeplant.“, sagte Legomann schmunzelnd.

Nachdem Colonel Jar sich zurückgezogen hatte, blätterte Legomann erneut seine Unterlagen durch. Seine Gedanken schweiften jedoch immer wieder ab.
Der Ausflug nach Poseidon war einfach zu kurz. Das Errichten einer Kommunikationszentrale forderte ihn nicht sonderlich und er hätte gern ein wenig am Strand verweilt und den waghalsigen Surfern zugesehen, die sich in die enormen Brecher warfen.
Doch in letzter Zeit war sein Terminplan wieder recht eng…

Man sah ihm den monatelangen, regelmäßigen Ale-Genuss nicht mehr an. Doch er spürte, wie dieser seine Spuren in Körper und Verstand hinterlassen hatte.
Es hatte eine Weile gedauert, bis er sich aufraffen konnte und sich beim Oberkommando zum Dienst zurück meldete.

Man begann gerade, eine kleine Schar Freiwilliger auf eine neue Aufgabe einzuschwören. Junge Imperatoren des Universums dürsteten nach dem Wissen und der Technologie der alten Völker. Die Generatio Nova war geboren.
Legomann – nunmehr Lt. General – wurde beauftragt, in diplomatischer Mission Vertreter der alten Völker um sich zu scharen, um jungen Imperatoren einen Weg zum Ãœberleben in dieser rauhen und kriegerisch, nostalgisch verklärten Welt zu weisen und zu ebnen.

Dies gelang mit unerwartet großem Erfolg, wodurch Legomann wieder regelrecht auflebte und die alten, wilden Zeiten in den Hintergrund traten.
Auch in den eigenen Welten wehte nun ein frischer Wind. Baufortschritte wurden erzielt, feindliche Übergriffe ließen immer mehr nach, da die ausgebauten Bunker die aktuelle Produktion vortrefflich aufnahmen und es nichts mehr zu holen gab.

Doch die Ruhe wirkte nicht einschläfernd wie sonst sondern heizte Wirtschaft und Forschung nur noch mehr an…

Stimmt… die Berichte… Das Imperium hat eine stolze Größe erreicht. Angriffe auf imperialen Nachwuchs wurden durch Vollstrecker vergolten. Solche Meldungen treffen immer häufiger ein. Wie hoch ist die Dunkelziffer? Nicht alle Jungimperatoren teilen sich mit…
Lösungen? Wo findet man Lösungen für eine solche Situation? Oder wie soll sie aussehen?
Diplomatie? – Ist häufig vergebens, stößt auf taube Ohren oder blinde Augen… verbohrte Köpfe. Man wird es weiter versuchen.
Racheengel mobilisieren? Das funktioniert nur bis zu einem bestimmten Punkt. Söldner anheuern? Geht ins Geld…
Diese Entscheidungen müssen vorerst vertagt werden.

Jungimperatoren – oder mittlerweile gestandene Herrscher – fühlen sich dem Imperium so stark verbunden, dass sie nicht in andere, mächtigere wechseln mögen. Die Ausbildungsqualität könnte zu leiden beginnen.
Auch keine guten Nachrichten. Ein Ãœberhang militärisch ambitionierter Mitglieder könnte den allgemeinen, schwachen Frieden der Generatio Nova gefährden…

Ein Gedanke blitzte in Legomanns Hirn auf, der zwar weiterzog aber den Samen von Veränderung legte.

Legomann wandte sich dem Kommunikator zu und drückte einige Symbole. Kurze Zeit später sah er ins Gesicht eines ihm wohl vertrauten Herrschers.
„Verehrter Daubaer, ich grüße Dich in aller Form.“ Er nahm die Grußfloskel des Generals ohne Gefühlsregung entgegen. „Ich muss Dich bitten, den Senat der Generatio Nova zu mobilisieren. Entscheidungen müssen getroffen werden, die ich auf gar keinen Fall über die Köpfe meiner Mitstreiter hinweg treffen kann. In den kommenden Wochen muss es Veränderungen geben, wenn wir siegreich aus dieser Ausbildungsmisere heraus gelangen wollen.“
„Worauf zielst Du ab Legomann? Willkürliche Rauswürfe? Damit werden wir nicht dienen.“ Daubaer schüttelte verärgert den Kopf.
„Nein, mir schwebt etwas anderes vor. Details möchte ich aber dem Senat vortragen. Sei bitte so nett, diesen kurzfristig einzuberufen. Ich danke Dir.“
Daubaer deutete noch eine oberflächliche Verbeugung an, die eher wie ein Nicken ausfiel, bevor der Bildschirm erlosch.

Nunja, viele Worte machte der General nie. Er ließ lieber Taten sprechen. Ein Fixpunkt im unaufhörlichen Auf und ab der Welten und ein wichtiger Aktivposten der Generatio Nova…

Legomann ging langsam zur Bar. Ein kleines Ale? Nein, dafür war definitiv der falsche Zeitpunkt. Er schmunzelte in den Spiegel der Vitrine. Nein, er hatte garantiert noch nichts verlernt und diesem Universum noch so viel zu geben…

Zeugnis der Wandlungen 3

Das war schon fast zu einfach. Der Senat fraß ihm aus der Hand.

Sein Imperium – ja mittlerweile konnte er es wohl so betrachten – würde ein neuerliches Gesundschrumpfen erfahren, um daraus gestärkt hervor zu gehen. Nunja, Rauswürfe hatte der Senat abgelehnt, ihm aber sonst freie Hand gelassen. Wie weitsichtig. Seiner Kehle entrang sich ein Kichern. Ich werde also Mitglieder schlicht bitten, ihren Hut zu nehmen. Das war nicht willkürlich.
Die Auswahlverfahren für Neulinge würden härter werden und die Regeln wurden geändert. Viel Abstimmung brauchte es dafür gar nicht. Ganz so, wie er es früher einmal mochte. Die Regeln besagten nun auch, dass das Recht auf grundlose Trennung vom Imperium beidseitig manifestiert war.
Ein zweites Kichern.
Willkür braucht es nicht, wenn man konsequent aussieben durfte. Er liebte es, die Regeln seinen Bedürfnissen anpassen zu können, die letztlich aber auch die Bedürfnisse des Imperiums darstellten. Der Senat wusste dies nur noch nicht.

Die Ausbildung einiger weniger schien abgeschlossen und es zog sie nun doch regelkonform ins Universum hinaus. Weniger Mäuler zu füttern… Weniger Leute, weniger Angriffsfläche…
Doch die militärische Macht der GN schwächte dies nun nachhaltig, während die Intensität der Angriffe von außen immer noch spürbar zunahm.

Zogen ins Universum hinaus… Nun, ganz ohne diplomatische Hintergedanken zogen sie nicht. Ja, der Lieutenant General hatte nichts verlernt. Hatte er seine Karriere schon zu lange anderen überlassen? Sich treiben lassen? Vermutlich war es an dem. Doch damit musste Schluss sein. Das Gefühl vor der Ratsversammlung und im Senat zu sprechen war einfach unvergleichlich.
Macht war unvergleichlich. Unvergleichlich berauschend. Da konnte kein Magumisches Ale und kein Ozoidischer Lykra mithalten.

War es schon Zeit für einen weiteren Schritt? Nein, vermutlich nicht. Es fehlten noch sämtliche, wirksamen Druckmittel, die er vor langer Zeit einmal in seinen Händen hielt.

Er musste sich einmal mehr auf sein diplomatisches Geschick verlassen. Reden konnte er bekanntlich…

Wenn es einen Weg gäbe, die Angriffe auf die Generatio Nova weiter zu reduzieren, ohne aller Welt ein Bündnis abzuringen, wäre dies wohl der größte, diplomatische Erfolg seiner Laufbahn. Wenn… verdammter Konjunktiv.
Doch Legomann wäre nicht Legomann, wenn er sich nicht zumindest ein Ass im Ärmel einreden könnte.

Er wandte sich dem Kommunikator zu. Als sich sein Adjutant meldete, bat er ihn, ihm einen diplomatischen Kanal zu öffnen. Mal schauen, ob wir in der Lage sind zumindest mit diesem Bündnis erfolgreich zu sein, bevor wir es irgendwann vielleicht ohne solche sein werden.


Ein Rücktritt vom Amt des Senators? Das sind unvorhergesehene Entwicklungen. Legomann hielt den formellen Text in seinen Händen und mochte seinen Augen nicht trauen.
Nun, wirkliche Freude konnte er nicht empfinden. Der General war stets ein loyaler Mitstreiter, auf dessen Unterstützung man jederzeit bauen konnte. Ausstechen oder gar vertreiben hatte er ihn nie wollen.

Auf der einen Seite formt man fruchtbare Bündnisse, verschlankt das System und dann laufen einem die Leute weg. Er war ganz sicher nicht zu offensichtlich vorgegangen.

Obwohl er dem Zeug nicht mehr verfallen wollte, nahm er sich nun doch ein Magumisches Ale aus der Bar, prostete sich im Vitrinenspiegel zu und leerte das Glas in einem Zuge.

„Ich muss wohl umdisponieren.“ sagte er zu sich. Sein Vorhaben konnte so um viele Wochen, wenn nicht Monate zurück geworfen werden, wenn er keinen adäquaten Ersatz fand…


„Sir! Unser kleines Ausbildungsgeschwader wurde nach einem Notstart aufgerieben.“
„Ja, Colonel, das ist mir zu Ohren gekommen. Hat das Oberkommando mal wieder einem Neuling den Befehl überlassen?“
„Das ist korrekt, Sir.“
„Ich fürchte, ich muss in diesem Laden einmal gründlich aufräumen“, sagte Legomann mehr zu sich als zu seinem Untergebenen.

„Sir! gestatten Sie mir, mich zurück zu ziehen. Ich habe noch dienstliche Verpflichtungen heute abend.“
„Selbstverständlich, Colonel.“ Legomann sah kurz auf und gönnte Colonel Jar ein knappes Lächeln.

Nachdem der Colonel sein Quartier verlassen hatte, verfiel Legomann wieder ins Grübeln.
Die internen Ressourcennachschübe konnten als gesichert betrachtet werden. Alle Bunker waren nun auf die maximale Kapazität ausgebaut und gut gefüllt. Die Produktion gefragter Güter ging gut voran und das Gros der imperialen Mitstreiter stand geschlossen hinter ihm.
Wenn man so viele Ziele erreicht hatte, musste man sich höhere stellen. Doch genau hierzu brauchte es mehr als ein Dutzend Getreuer, wenngleich er deren Mitwirkung nicht missen mochte.

In den vergangenen Tagen hatte er seinen imperialen Stab verstärkt. Es freute ihn ungemein, dass ihm das Oberkommando in diese Entscheidungen nicht hineinzureden vermochte.
Wenn alles gut verlief, würde man in den kommenden Tagen wieder angemessen auf Provokationen und hinterlistige Angriffe reagieren können.

Bis dahin blieb einzig der diplomatische Weg, um wieder Ruhe in die Sektoren der jungen Herrscher zu bringen. Dann kann sich die Generatio Nova wieder mit Recht Imperium nennen und die von Aggressoren geplante Rolle als Opferlamm abschütteln.

„Vielleicht sollten wir auch unsere Schattenbündnisse aktivieren…“, sagte Legomann in den leeren Raum. Mit einem Schmunzeln wandte er sich dem Kommunikator zu und gab eine der nur ihm bekannten Geheimcodes zum Verbindungsaufbau ein.
Nach einigen Augenblicken baute sich der Bildschirm auf und das Gesicht eines mächtigen Herrschers erschien, der einst durch seine harte Schule gegangen war.

Legomann sah seinem virtuellen Gegenüber in die Augen. Sein Schmunzeln wurde breiter und wandelte sich zu einem Grinsen:
„Sei gegrüßt, Du alter Haudegen…“

Zeugnis der Wandlungen 4

Die Tage und Wochen zogen ins Land und verwehten wie trockenes Laub.

Mehrere Anläufe für diplomatische Übereinkünfte waren an den starren Haltungen der jeweiligen Parteien gescheitert. Zahlreiche Dienstreisen zu den Welten seines Einflussbereiches hatten ihn so sehr in Anspruch genommen, dass er bislang noch keine Zeit gefunden hatte, sich persönlich um die politischen Geschicke des Imperiums zu kümmern.

Es musste etwas geschehen. Mehr oder weniger regelmäßige Angriffe wurden von imperialen Mitstreitern gemeldet. Es galt sie zu vergelten, ohne noch mehr Unmut auf das Imperium zu lenken. Sich Helfershelfer zu organisieren wäre zwar einfach aber nicht sonderlich ehrenhaft.

Legomann saß allein auf seiner Terrasse und nippte an seinem ersten magumischen Ale dieses Abends.
Welchen Weg sollte sein Imperium einschlagen? Wie macht man ein Imperium für Attentäter uninteressant? Wie kann man Übergriffe effektiver vergelten? Wie garantiere ich kurze Reaktionszeiten?

Er zermarterte sich den Kopf, ohne zu einer alle strategischen Ziele abdeckende Lösung zu gelangen. Da es eine Frage imperialer Sicherheit war, konnte er ohnehin nichts allein entscheiden. Sollte er eine Alleinherrschaft in der Generatio Nova anstreben? Würde das Entscheidungsketten verkürzen und die Effektivität der Verteidigung steigern?
Nein, vermutlich nicht. Vielleicht. Nein, eher nicht. Mit diktatorischen Maßnahmen würde man nur loyale Herrscher unwillkürlich vor den Kopf stoßen. Das war inakzeptabel.

Es galt, eine revolutionäre Lösung zu finden, die das Imperium zu alter Stärke zurückführte, ohne auf die Ausbildung junger Herrscher und den Support anderer solcher, imperialer Zusammenschlüsse zu verzichten.
Es galt Kommunikationswege deutlich zu verkürzen. Den Zusammenhalt zu fördern, eine gemeinschaftliche Herrschaftsbasis aufzubauen, ohne auf eine klare, militärisch orientierte Hierarchie zu verzichten.

Seine Augen leuchteten auf, als ihm ein Gedanke durch den Kopf schoss, der sich allerdings auch dieses Mal nicht manifestieren wollte oder festhalten ließ. Er würde es vertagen müssen.

Seine Gedanken wanderten zur Bar, als der Kommunikator plötzlich einen eingehenden Anruf signalisierte.

Second Lieutenant Fazart, sein heutiger Adjutant für imperiale Fragen bat ihn, ein hochrangiges Mitglied der Generatio Nova für eine Audienz durchstellen zu dürfen. Der Lieutenant General bat darum, indem er seinem jungen Adjutanten mit fahriger Handbewegung das Wort abschnitt.

Das Bild wechselte und das Gesicht eines sichtlich erregten Force erschien.
„Ehrenwerter Legomann, ich ersuche Euch um eine schnelle Lösung der Problematik, bevor sie uns über den Kopf wächst. Ihr verbietet uns massives Vorgehen gegen unsere Peiniger, um nicht das trübe Schicksal über das Imperium zu bringen. Doch deren Zahl steigt täglich, so wie die jungen Herrscher an wirtschaftlicher Kraft gewinnen.“
„Verehrter Force, ich verstehe Deine Situation und die Deiner Paten. Auch bin ich mir bewusst, dass die Situation nach einer dauerhaften und schnellen Lösung verlangt. Als virtueller Wing kann man nicht dauerhaft existieren, ohne sich des Protektorats einer machtvolleren Instanz zu versichern.“
Da war der Gedanke wieder. Und diesmal konnte er ihn festhalten und ausschmücken.
Legomann sagte: „Force, ich melde mich wieder, ich muss meine Idee einmal durchspielen. Gib mir ein paar Tage Zeit.“
Sein Gegenüber deutete eine Verneigung an und der Bildschirm erlosch.

Verdammt. Warum war dieser scheinbar geniale Gedanke bislang immer nur flüchtig aufgeflackert.
Er würde die Alliierten ansprechen und auf eine sinnvolle, gemeinsame Lösung hinarbeiten.

Nachdem der Rest des Ale im Ausguss verschwunden war, wählte er das Symbol des „Roten Telefons“.


„Mein lieber Force, ich bedauere es selbst auf das Äußerste.“
General Legomann starrte schon so lange auf den Bildschirm des Kommunikators, dass seine Augen brannten.
„General, das hilft weder mir, noch irgendeinem unserer Schützlinge. Muss ich annehmen, dass du deiner Verpflichtung gegenüber dem Imperium nicht mehr gerecht werden kannst?“, sagte Force.
„Wie soll ich diese Andeutung denn verstehen?“ Legomann war versucht, die Verbindung auf die unhöflichste Weise zu beenden.
Force sagte: „General, du begibst dich auf Reisen ohne dass die anstehenden, imperialen Fragen geklärt sind. Wir werden unterdessen niedergeritten und Deine lauthals verkündeten Bemühungen verlaufen im Sand.“
„Verdammt, Force, du kennst die Problematik genausogut, wie ich. Es war immer dieselbe. Wir können keinen Schutz rekrutieren, wenn die betreffenden Imperien einander schon Nichtangriffspakte abgetrotzt haben.“ Legomann rang um Fassung. Schon lange hat niemand mehr gewagt, ihm so vehement entgegen zu treten.
„Legomann, du hast Lösungen zugesagt. Liefere sie oder du bist dem demokratischen System der Generatio Nova nicht länger dienlich. Das oberste Gremium tagt am Samstag. Ich gehe davon aus, dass du teilnehmen wirst.“ Force gönnte ihm noch einen strafenden Blick, bevor er die Verbindung unterbrach.

General Legomann legte die Hände vor seine Gesicht und massierte mit den Fingerspitzen seine Stirn. „Nicht länger dienlich.“ Eine verflucht vielsagende Floskel. Demokratie…

„Ich muss ganz von vorn anfangen.“ sagte Legomann zu sich selbst. „Ich bin die Lösungssuche völlig falsch angegangen.“ Ein paar Tage blieben ihm noch, um eine akzeptable Lösung zu präsentieren. Man musste einen Partner finden, der Rundumschläge verteilen kann, ohne durch Bündnisse gebremst zu werden oder man muss sich eben doch selbst verstärkt um seine Verteidigung bemühen.

Oder beides.

Aber zuerst ist die Gremiumstagung zu überstehen.


Das war verdammt knapp. Kurz vor Beginn der Gremiumstagung konnte die Generatio Nova mit einer frischen Allianz aufwarten. Zu dumm, dass diese ausgerechnet durch Verhandlungen von General Force zustande kam.

Die allgemeine Freude in den Reihen des Imperiums ließ das gegen Legomann gerichtete Ultimatum ein wenig in den Hintergrund treten. Der General hatte so Gelegenheit, seine eigenen Pläne Formen annehmen zu lassen. Doch für eine solch radikale Lösung war das Imperium wohl noch nicht reif.
Wie sonst konnte es angehen, dass der Senat den Vortrag durch Zwischenrufe unterbrach und ihn seine Gedanken nicht zu Ende bringen ließ. Man konnte es als eine offene Front gegen ihn innerhalb des Senats betrachten.

Wodurch war es nur so weit gekommen. Das Gros des imperialen Gefolges stand nach wie vor hinter ihm. Erst gestern wieder hatten seine Werften einen Großauftrag von Major General King Monk erhalten. Das Vertrauen in seine wirtschaftliche Macht war ungebrochen. Das in seine Politische schwand hingegen schon. Möglicherweise.

„Ich muss mich ein paar Tage rar machen, um dann gestärkt an die politische Front zurück zu stoßen.“, sagte der General in Gedanken zu sich selbst.

Tiefe Sorgenfalten durchfurchten seine Stirn. Er konnte sie selbst auf mehrere Meter Entfernung deutlich im Ankleidespiegel seines Gästezimmers erkennen. Der ozoidische Lykra funkelte in seinem Glas, als er die Strahlen der roten Sonne Circonias brach.
Die Ringe des Planeten waren heute nur schwach erkennbar. Ein Staubschleier hatte sich über den gesamten circonischen Himmel ausgebreitet.
Ein leicht erhöhter Feuchtigkeitsanteil in Luft und Boden sorgte dafür, dass sich die Durchschnittstemperaturen im Jahresmittel kaum bewegten. damit unterschied sich Circonia doch recht erheblich von dem sonst so ähnlich wirkenden Panteon.
Der sich einige hundert Meter unter der circonischen Oberfläche befindliche Ozean glich die Pendelbewegungen der Planetenachse und damit die etwas unwuchtige Rotation aus. Allerdings beschleunigte sie sich dadurch. Die Tage vergingen buchstäblich im Fluge…

„Auf Euer Wohl!“, sagte Legomann leise, als er sein Glas einer kleinen Gruppe lautlos dahin ziehender, circonischer Kohlgeier entgegen streckte.
Er war sich nicht im Klaren, ob es eine gute Woche werden würde. Es stand erneut eine Menge Arbeit an, die ihm wie immer keiner abnehmen wollte oder konnte.
Es war kühl und windstill. Lag sein leichtes Frösteln wirklich nur an den herbstlichen Temperaturen oder floss tatsächlich die Angst vor Machtverlust durch seine Adern?

Er brauchte Abstand. Nachdem er die Terrassentür geschlossen und sein Glas auf den Schreibtisch gestellt hatte, deaktivierte er die Kommunikationseinrichtung, warf sich auf seine Liegefläche, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und schloss die Augen.
Ruhe.