1.

Wissen sie, ich glaubte ab diesem Tage Buch führen zu müssen. So viel Glück und Zufall konnte es normalerweise nicht geben. Es begann genau am 19. September, meinem Geburtstag. …

Oh, ich muß mich wohl erst einmal kurz vorstellen, bevor ich sie mit meinen Erlebnissen überfalle. Also, ich heiße George. George O’Dunnahan. Mein Großvater war rein keltischer Abstammung, daher der Name. Geboren wurde ich am 19. September im Jahre ’68. Belfast war auch damals schon keine sehr ruhige Stadt. Ãœber meine späteren Schulergebnisse lohnt es sich nicht zu sprechen, denn schließlich schaffte ich es ja doch, nach Glasgow auf’s College zu gehen.
Ein Studium der Ökonomie hatte ich schnell aufgegeben, um mich dem Journalismus zu verschreiben. Eine allerdings recht brotlose Kunst. Darum verwunderte es auch niemanden, daß ich nur für die Klatschkolumne einer so kleinen Zeitung schrieb, daß diese dadurch ihre Auflage verdoppelte. Von fünfzehn auf siebenundzwanzig Stück. Ein Scherz am Rande. Dennoch zum Überleben blieb nicht mehr genug übrig, zum Aufgeben hingegen schien es Mr. Preston, dem Herausgeber, immer noch zu viel zu sein. Zu meinem Glück. Der alte Marvin Preston lebte nicht von der Zeitung sondern von Geldern seiner wohlhabenderen Nachkommen, was er natürlich nicht wahrhaben wollte. Allein sein Sohn hatte um die zehn Exemplare der Zeitung abonniert. Und so ließe sich die Reihe fortsetzen. Natürlich lasen auch viele ältere Einwohner von Huddleby den Ortskurier, um beim lokalen Tratsch auf dem Laufenden zu sein. Hauptsächlich Leute von Prestons Jahrgang. Er war und ist ein richtiges Fossil. So um die achtzig, aber lebendig wie kein zweiter. Mich hatte er nur angeheuert, weil er dadurch hoffte, jüngere Leser durch ortsübergreifende Meldungen und reine Sensationshascherei zu gewinnen. Aber wen lockten noch die Neigkeiten von Nessie noch hinter dem Ofen vor, während die Arbeitslosigkeit rasch zunahm. Dies aber wollte Preston nicht in seiner Zeitung haben. Demzufolge versuchte ich durch frei erfundene Interviews mit Stars der Volksmusik wenigstens den Alten ein wenig Kultur zu offerieren. Der gute Marvin fragte sich bestimmt heute noch, wie ich an die Leute rangekommen bin.
Egal, nun würde alles anders werden. Mein Glückstag schien angebrochen. In regelmäßigen Abständen las man Veröffentlichungen von Gewinnspielen, die von irgendwelchen Firmen im Zuge einer Werbekampagne offeriert wurden, um Kunden zu locken. Ich reagierte meist nur, wie es die Umstände verdienten, nämlich gar nicht. Mein Bedarf an Vertretern war nie geweckt worden, was ich auch nicht bedauerte. Doch manchmal verleiteten die Gewinnaussichten doch zu einer Unvorsichtigkeit, wie damals auch bei einem Quiz einer Fersehzeitschrift. Ich fand sie in einem Papierkorb, besser eine Seite daraus. Vermutlich war etwas darin eingepackt gewesen. Ganz gleich, ich fand das Quiz, die Lösungen und schrieb, obwohl ich damit nur den Verdienst der Post steigerte, während mein eigener zusehends schrumpfte. Nachdem ich diese Aktion längst vergessen hatte, läutete es eines unheimlich sonnigen Tages an meiner Haustür. Er nannte sich nicht Post- sondern Glücksbote. Hätte ich die nachfolgenden Wochen vorausahnen können, hätte ich ihm gar nicht aufgemacht. Aber ich ahnte nicht, warum auch. Es war der glücklichste Tag in meinem Leben. Ehrlich! Und derer folgten noch etliche; ich glaubte Buch führen zu müssen. Sie werden sicher meinen, es sei alles gesponnen. Nein ich hatte wirklich eine Traumreise gewonnen, die speziell auf das eingesandte Hobby zugeschnitten sein würde. Abenteuer Tauchen. Ein außergewöhnliches Hobby zwar, aber nach meiner Dienstquittierung bei der Navy aus gesundheitlichen Gründen, ich bekam bei bestimmte Aufgaben unter Wasser höllische Kopfschmerzen, blieb eben dieses Tauchen mein liebster Sport. Verwundert es da, daß ich ganz aus dem Häuschen war?