Zeugnis der Wandlungen 5

„Sie haben die programmierten Koordinaten erreicht.“ säuselte das Navigationssystem mit verführerischer Stimme.
Wer das Ding auch immer programmiert haben mochte, hatte keine Ahnung, wie sich dies auf eine miese Herrscherlaune auswirkte. General Legomann atmete tief durch. Die folgenden Tage würden ihn einer harten Prüfung unterziehen, wie er sie noch nicht erleben musste seit er denken kann.

Die dunklen Wälder gigantischer Baumriesen Teutonias steigerten seinen Verdruss zur depressiven Stimmung. Mit gemächlichem Schritt überquerte er die Lichtung auf der sein kleiner Raumer soeben nieder gegangen war und strebte der einsam gelegenen Blockhütte an ihrem Rand entgegen.

Sein persönlicher Adjutant Colonel Jar hatte ihn bereits unterwegs mit der brutalen Wahrheit konfrontiert. Sein Einfluss auf die Geschicke der Generatio Nova war gebrochen worden. Somit, so musste er konstatieren, war sein Vorhaben sich rar zu machen, um die Machtbasis zu festigen, wohl ein Schuss gewesen, der nach hinten losging.
Dieses Imperium und diese Leute tickten einfach in einer Weise, die er nicht mehr einzuschätzen vermochte.

In der Hütte angekommen, riss er den im Nachrichtenkorb befindlichen, altertümlichen Papierumschlag auf und las die Nachricht der imperialen Führung:
„Sir! Ihre abweisende Haltung und Ihre fortwährende Ignoranz gegenüber den Bedürfnissen des Imperiums, lassen nur eine Maßnahme zu.“ Legomann schloss kurz die Augen und schüttelte nur kurz mit dem Kopf. Welche Unverfrorenheit… Dennoch bemühte er sich, dem vom imperialen Rat abgesegneten Schriftsatz weiter zu folgen.
„Der imperiale Rat hat daher im Rahmen einer demokratischen Abstimmung beschlossen, einen fähigen Ersatz zu wählen. Wir bedauern sehr, dass wir Ihre Stimme aufgrund Ihrer fortgesetzten Abwesenheit nicht einbeziehen konnten. Verstehen Sie dies bitte nicht als Kritik an Ihrer Person oder gar den durch Sie eingeleiteten, notwendigen Veränderungen im Imperium, sondern als Notwendigkeit im Sinne der Generatio Nova.
Der Senat entschied sich einstimmig für General Force als vorübergehenden Kopf des Imperiums. Ihm sind wichtige, diplomatische Errungenschaften zu verdanken. Somit hat die Generatio Nova ab sofort eine mindestens ebenso fähige Führung, wie sie dies zu Ihren besten Tagen hatte…“ Das Papier bebte in seiner Hand und drohte fast zu zerreißen.

Nunja, er verstand so manches. Hatte er sich zu wenig um die Belange des Imperiums gekümmert? Das mochte wohl so sein. Vielleicht war diese Absetzung ein geeigneter Weg zu seiner Läuterung. Force war ein tatsächlich überduchschnittlich fähiger General. Seine Wahl daher mehr als vorhersehbar und berechtigt gewesen.
Außerdem hatte es keinerlei Bestrebungen gegeben, ihn aus dem imperialen Rat zu drängen. Ein demokratischer Putsch? Nein, das wäre zu hart. Dennoch hasste er sich für seine wiedersprüchlichen Gefühle und Gedanken. Sollte er sich wieder ganz aus der Politik zurück ziehen?
Seine Augen schwenkten zum Papier zurück. Ein paar Zeilen standen dort noch.
„Das Imperium zählt auf Ihre Unterstützung im Rahmen der demokratischen Umgestaltung. Alles Erreichte taugt nur so viel, wie der Schutz, dem wir ihm widmen können. Wir – die Generatio Nova – brauchen Ihre militärischen als auch diplomatischen Erfahrungen, um das imperiale Leben auch weiterhin angemessen zu fördern und zu bereichern.
Hochachtungsvoll und in würdevoller Verbeugung
Der imperiale Führungsstab der Generatio Nova“

So groß sein Verlangen nach einer betäubenden Menge magumischen Ales auch war, er musste mit sich selbst ins Gericht gehen und ein wenig objektiver an die Sache herangehen. Leicht gesagt, wenn man bildlich und wortwörtlich im dunkelsten aller Wälder stand.

Und da war er wieder. Der Gedankenblitz der ihn seit Monaten immer wieder heimsuchte, nur um sich dann so plötzlich zu verflüchtigen, wie er gekommen war.

Der bislang erlangte, militärische Schutz der Alliierten kann sich kaum auf mehrere Dutzend Herrscher der Generatio Nova erstrecken, wenn Bündnisse der Verbündeten dem Vorhaben entgegenstehen. Dieses Dilemma war noch immer ungelöst und man hatte ihn mehr oder weniger direkt aufgefordert, dies endgültig zu ändern.

Das Leben hatte mit starken Verbündeten einiges an seiner wundervollen Vielfalt zurück gewonnen. Aber es war ein Aufschub. Keine Lösung.

Verdammt. Es könnte so verdammt einfach sein, wenn sich sein Gehirn nicht ständig in depressiven Gedankengängen verlöre, die ins Nichts führten.
Er würde sich auf die Wurzeln und Traditionen seiner stolzen Rasse besinnen. Die große Politik musste warten.
Nun wurde ihm plötzlich klar, was er zu tun hatte.
Sein Kommunikator zeigte nur einen winzigen Ausschlag an Empfangsleistung. Hoffentlich würde er einen Funkspruch an seinen Adjutanten absetzen können, ohne erneut den ganzen Weg zum Schiff zurücklegen zu müssen.
Colonel Jar meldete sich nach kurzer Signalisierung.
„Sir! Was kann ich für Sie tun?“
„Colonel, ich muss Sie bitten, alle Anrufe der kommenden Tage abzuweisen. Ich werde voraussichtlich für eine Woche nicht zu sprechen sein.“
„Sind Sie auf einen so langen Aufenthalt eingerichtet, Sir? Oder darf ich Ihnen noch Proviant und Kleidung bringen lassen?“ Der Colonel klang ehrlich besorgt.
„Nein, mein treuer Freund,“ sagte Legomann mit einem Lächeln, „in den kommenden Tagen werde ich kein Colonel sondern ausschließlich Magumer sein. Dazu benötige ich keinen unnützen Komfort. Ich gehe auf eine Reise in meine Vergangenheit und meine Seele.“
„Oh… verstehe, Sir!“ sagte Jar knapp.
„Nun, Hawking, ich bin sicher, dass Sie dies nicht tun und ich verzeihe es Ihnen.“ sagte Legomann. „Keine Anrufe in den kommenden Tagen und teilen Sie der imperialen Führung auf Nachfrage mit, dass ich weiterhin zur Verfügung stehe, sobald ich zurückgekehrt sein werde.“
„Jawohl, Sir!“, sagte Colonel Jar.
„Fein, Legomann Ende.“

Legomann legte auf und schaltete den Kommunikator aus. Dort wo er nun hinzugehen gedachte, brauchte er weder Technik noch Begleitung.


Wäre es keine spirituelle Wanderung gewesen, hätte er die Strapazen womöglich gar nicht auf sich genommen. Die Höhlen der Vorfahren.
Religiöse und spirituelle Dinge haben die Magumen schon immer fasziniert. Legomann hatte sich entschlossen, in einem historischen Höhlendorf eine antike, zeremonielle, spirituelle Reinigung zu zelebrieren. In den kommenden Tagen würde er keine Nahrung aufnehmen und seine Zeit in Trance und Gebet verbringen.

Im Versammlungs-Sietch hockte er sich mit verschlungenen Beinen auf den Boden, nachdem er mehrere zeremonielle Kerzen und Behälter mit traditionellen, die Seele öffnenden Kräutern entzündet hatte.
Die Zermonie war so alt, dass selbst sein Großvater sie nur vom Hörensagen kannte. Eine weise Frau aus seinem Stab hatte sie ihm beigebracht. Nun wusste er auch warum. Die Vereinigung mit den Seelen der Vorfahren würde ihn neu beleben und ihm antworten liefern, ohne dass er sie länger suchen musste.

Er begann damit, seinen Atem zu kontrollieren und sich auf sein Innerstes zu konzentrieren. Auf dem Höhepunkt der Zeremonie soll es einigen Priestern gelungen sein, eine handbreit über dem Boden zu schweben. Gedanken wie diesen verscheuchte er. Verbannte alle Gedanken aus seinem Kopf. Wenn sich dies weiterhin so schwer gestalten würde, musste er mit einer langen Zeremonie rechnen.

Sein Atem verlangsamte sich. Sein Pulsschlag ebenso. Langsamer… gelassener…

Viele Stunden später hätte ein Außenstehender ihn für tot halten können. Doch er atmete und sein Herz schlug. Gelegentlich…

Zeugnis der Wandlungen 6

Der Transportkreuzer setzte samtweich auf der Piste auf. Hawking Jar, sein Adjutant, war nicht nur ein hervorragender Flottenkommandant sondern auch ein begnadeter Pilot.
Die kühle, staubgeschwängerte Luft Panteons brachte Legomann bereits nach wenigen Atemzügen zum Husten. So hatte er diese Umgebung früher nie wahrgenommen. Dabei war er hier aufgewachsen.

Langsam rollte der Kreuzer in den Hangarbunker, wo er neben der zweiten, gleichartigen Maschine zum stehen kam. All diese routinemäßigen Abläufe verstärkten Legomanns Gefühl innerer Ruhe. Obwohl… sein knurrender Magen verriet auch die Entbehrungen der letzten Woche.

Es hatte eine Zeitlang gedauert, bis der von der alten Kräuterfrau beschriebene Zustand eintrat. Zu viele Gedanken durchtosten sein Hirn, brandeten an Schläfen und Stirn. Sie alle Schritt für Schritt beiseite zu schieben kostete ihn als Ungeübtem eine extreme Anstrengung. Doch als es ihm dies dann endlich gelungen war, ging alles nahezu von selbst.
Zuerst stürzte er in ein tiefes Nichts. Dunkelheit. Trostlosigkeit. Nach einer gewissen Zeit füllte sich dieses Nichts jedoch mit Wohlgerüchen, sinnlichen Klängen und einem beeindruckenden Farbspiel. Es war fantastisch, sich einfach nur darin treiben zu lassen, ohne Gedanken an Gedanken zu verschwenden.
Umso mehr erstaunte es ihn, dass er Antworten auf ungestellte Fragen erhielt. Die Lösung seiner Problematik ließ hingegen auf sich warten. Doch nun kannte er sie. Oder glaubte zumindest, sie zu kennen.

Colonel Jar kam auf ihn zu und fragte: „Sir! Haben Sie heute noch Aufgaben für mich?“
„Danke, Jar!“ sagte Legomann. „Nehmen Sie sich den Rest des Tages frei. Es gibt keinen Grund, ihn mit unnötigem Aktivismus zu füllen. Teilen Sie Ihren Untergebenen Aufgaben zu, sofern noch welche anstehen sollten.“
„Zu Befehl, Sir! Danke. Gestatten Sie, dass ich wegtrete?“ sagte Jar.
„Sicher, Colonel. Einen angenehmen Tag noch.“

Der General begab sich zum nächsten Kommunikationsterminal und aktivierte es. Es gab einige Nachrichten, deren Inhalt er sich zu Gemüte führte. Am interessantesten war die Nachricht des hohen Rates, der den Termin zur Wahl des neuen Imperiumsführers auf den nächsten Samstag festlegte, da man ihn unbedingt bei der Stimmabgabe dabei haben wollte.
Das nannte er einen optimalen Zeitpunkt, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Die kommende Woche würde er mit zahlreichen Gesprächen unter seinen Getreuen verbringen müssen. Deren Ausgang würde über maßgeblich über seine Zukunft im Verbund des Imperiums entscheiden.
General Force ließ ihn wissen, dass er eine möglichst kurzfristige Audienz wünsche, da er für den Posten des Imperators nicht länger zur Wahl stehen könne. Nun, das kam zweifellos nicht überraschend. War er ja von vornherein lediglich als Interimslösung gedacht gewesen.
„Verehrter Legomann!“ hieß es in der Nachricht, „ich stehe Dir selbstverständlich in Gänze zur Verfügung, welche Lösung Du auch immer anzustreben gedenkst.“
„Das nenne ich eine Wandlung.“ Sagte Legomann zu sich. Was zum Teufel hat den armen Kerl derart geläutert. Oder hatte sich die innere Einkehr des General bereits herumgesprochen.

Er war in der Tat ein anderer geworden. Eine Woche in asketischer Trance hatte ihn quasi umgekrempelt. Ihm Augen und Geist geöffnet. Er würde dies unbedingt wiederholen müssen.
Eine solch tiefe Entspannung hatte er zeit seines Lebens noch nicht empfunden.
Man sollte die alten magumischen Rituale und die Besinnung auf die innere, vergeistlichte Wesensart der magumischen Rasse wieder lehren. Es war schier unbegreiflich, dass man dies durch die Technisierung so unverhältnismäßig vernachlässigt hatte. Sie zu haben war ein Aspekt. Sie mit offenem Geist und Sinn zu nutzen, mochte ihre Wirkung vervielfachen.
So konnte die magumische Rasse oder zumindest die ihm direkt und indirekt unterstehende, bekannte Welt zu alter Stärke zurückfinden.

Nachdem er alle Nachrichten abgerufen und sich verinnerlicht hatte, deaktivierte er das Terminal wieder und stieg in den für ihn bereitstehenden Wagen.


Beim Betreten seines Hauses musste er erkennen, wie weit er sich bislang von der Weisheit seiner Ahnen entfernt hatte.
Die Bar würde einem Raum der Besinnung weichen. Alkohol erleichtert sie nicht sondern verhindert sie.

Er lebte viele Jahre in einem Käfig eigener Lügen. Sich selbst zu belügen ist der erste Schritt in ein Haus, gar eine Welt aus Lügen. Was hatte er nur getan.
General Legomann erkannte mit Tränen in den Augen, dass er auf dem Höhepunkt seiner Macht ein ganzes Imperium zerstört hatte. Er hatte treue Gefährten für immer verloren. Andere vertrieben. Wieder andere der Bedeutungslosigkeit anheim fallen lassen.
Zu Wenigen war es vergönnt, ihren Weg auch ohne seinen Rat zielstrebig fortzusetzen.

Man konnte das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen. „Schau nach vorn. Es mag spät sein aber es ist nie zu spät, Fehler zu erkennen und wieder gut zu machen.“ Legomann nahm diese Worte seines früheren Meisters förmlich mit jeder Zelle seines Körpers wahr.

Die Läuterung eines alten Kriegers. Eines berüchtigten, intergalaktischen Piraten. Diesen Ruf musste er vernichten. Er passte nicht länger zu dem, der er sein sollte.

Verdammt. In klarsten Bildern erschien die Zukunft der Generatio Nova vor ihm. Mit ihm bestand die Gefahr ihres Unterganges, ohne ihn jedoch ebenso.
Mach das Imperium für Angreifer uninteressant. Baue es zu einer Handelsmacht auf. Verlagere die militärische Macht auf Partner, die nicht durch unzählige Bündnisse geknebelt sind.
Diese Vorgaben der vergangenen Wochen formten statt des Nebels der letzten Zeit nun eine klare Vision.

Oh ja, es würde in dieser, kommenden Woche viel zu besprechen geben…

Zeugnis der Wandlungen 7.1

Die Bellinsula Trilogie (Teil 1)

Der Himmel Bellinsulas war von Wolken verhangen. Wer es nicht besser wusste, hätte meinen können, dies läge am Wasserreichtum dieser Welt. Doch weit gefehlt. Ein gigantischer Schutzschild umgab den Planeten und ließ ihn nach außen hin völlig unbewohnt und eben wolkig erscheinen. Sichtschutz. Abhörschutz. Alarm bei unangemeldeter Annäherung.

Seit langer Zeit wurde dieser Stützpunkt tief im Menschensektor ausgebaut und diente vornehmlich geheimen Treffen der Hohen Räte. Vor Tausenden von Jahren mochte dies hier einmal blühende Landschaften gewesen sein. Doch jener Zauber mythischer Überlieferungen war längst vorüber. Nur zaghaft fanden sich neue Lebewesen, die dieses Ödland zu besiedeln wagten.

Ein Kuppelbau schützte die anreisenden Gäste vor der zumindest ungesunden, wenn auch nicht mehr tödlichen Atmosphäre. Einige der wahrlich alten Cyborgs kannten diese Welt wohl noch aus Aufzeichnungen ihrer unmittelbaren Vorfahren.

Bellinsula erlebte einen Auflauf hochrangiger Funktionäre wie schon seit einigen hundert Jahren nicht mehr. Dieser Platz wurde gewählt, um von äußeren Einflüssen unberührt an einer Erneuerung des Imperiums zu arbeiten. Die Generatio Nova war an einem Scheideweg angelangt.
Die Hangars füllten sich langsam mit Transportschiffen und kleinen Luxuslinern. Es herrschte ein permanentes Kommen und Gehen, dass den Nachbarn im System hoffentlich nicht auffiel.


Legomann hatte sich der weiten Reise wegen für das schnellste Schiff des Planetaren Hohen Rates von Panteon entschieden. Es war eine komfortabel eingerichtete Korvette, die eigens zu diesem Zwecke umgebaut worden war. Nun, die hohen Herren flogen gern im Luxus.
General Legomann nahm ihn hingegen nur am Rande wahr und hatte schon unmittelbar vor Start die Flugbegleiter aus dem Schiff komplimentiert.
Alkohol wollte er nicht und wenn er etwas essen müsste, dann fände er das auch selbst. Außerdem wäre das Ziel streng geheim und er müsse alle Begleiter töten, die keine ausreichende Freigabe besaßen. Das war selbstverständlich Blödsinn, doch es zeigt die erwartete Wirkung.

Er würde unterwegs keine Nahrungsaufnahme vornehmen, denn am Ziel, dass sie in weniger als 2h zu erreichen hofften, würde es ein ausladendes Bankett geben, bevor man sich in Arbeitsgruppen zur Beratung zurückzog.
Sein Adjutant, Colonel Jar, gab gerade den Kurs ein. Sie würden im Sichtschatten des Planeten aus dem Hyperraum treten und dies durch eine überlagerte Energiewelle so kaschieren, dass man es im Umfeld für ein astronomisches Phänomen halten würde.

„Sir! Nach Analyse aller Daten dürfen wir von einer Reisedauer von 1h und 48min ausgehen.“, sagte Hawking Jar über den Bordfunk.
Da die Cockpittür offen stand rief Legomann zurück: „Sie haben wohl Rückenwind bestellt, mein Bester?“
„Sir! Bei allem Respekt, im All gibt es… Oh. Sir! Sie scherzen. Entschuldigen Sie, ich war in Gedanken…“ Jar hätte den Satz fast nicht beendet, denn er musste unwillkürlich losprusten.
Sekunden später hatte er sich wieder gefangen. „Sir! Wir treten in wenigen Augenblicken in den Hyperraum ein.“ Sagte der Colonel mit leicht bebender Stimme.
„Danke, Jar! Würden Sie mir während des Hyperraum-Transits bitte Gesellschaft leisten?“ sagte Legomann in das Intercom neben seinem Sitz.
„Sir! Jawohl, Sir!“ sagte Jar.
„Mein lieber Hawking, das ist kein Befehl sondern eine Bitte.“
„Ja, Sir!“
Oh Mann, das war nicht zum aushalten. Legomann schüttelte lächelnd den Kopf. Jar besaß diese sture Unterwürfigkeit eines klassischen, menschlichen Butlers. Er musste unwillkürlich laut auflachen, als ihm die uralten Aufzeichnungen einfielen…
„Sir! Geht es Ihnen gut“ fragte Jar.
„Oh ja, James!“ sagte Legomann.
„Bei allem nötigen Respekt, Sir, aber ich kann ihnen leider nicht folgen.“
„The same procedure as every year, James!“ Legomann lachte noch ungehemmter, so dass ihm Tränen in die Augen schossen. Der verständnislose Ausdruck im Gesicht des Colonel machte das nicht besser.

Nachdem das Schiff in den Hyperraum gesprungen war, kam Jar ins Passagierabteil und blieb dort stehen, bis Legomann ihn zu bemerken gedachte.
„Oh, Hawking, schön dass Sie es einrichten konnten. Es gibt ein paar Dinge zu besprechen. Setzen Sie sich. Bitte“ Legomann wies auf die extrem teuer aussehende Sitzgarnitur und warf sich in seiner wieder zurück.
„Sir! Wenn Sie gestatten, bleibe ich lieber stehen.“ Sagte Jar
„Ich gestatte nicht. Setzen!“ Der General konnte es kaum fassen. Jar setzte sich vorsichtig, halb schwebend auf die vorderste Kante des Sofas. Kaum ein Streifen seiner Haut berührte das Sitzmöbel.
„Mein lieber Hawking, bitte nehmen Sie es nicht persönlich. Ich kann bei einer Besprechung niemandem ins Gesicht sehen, dessen Augen vor Anstrengung immer größer werden. Wissen Sie welchen Eindruck dies auf einen Gegenüber hat. Ich werde das nicht weiter ausführen und Sie setzen sich bitte bequem. Das ist verdammt noch mal nur ein Gebrauchsgegenstand.“ Sollte er lachen oder weinen. Legomann entschied sich für ein Schmunzeln, dass zu einem breiten Lächeln wurde, als Jar sich vorsichtig zurücksetzte und anlehnte.
„Ich danke Ihnen, Jar!“
„Sir, lassen Sie mich anmerken, dass mir nicht wohl dabei ist und ich den rauen Komfort eines Pilotensessels weit mehr schätze.“ Sagte der Colonel.
Legomann wurde bewusst, dass auch sein Adjutant zu Scherzen fähig war und lachte kurz laut auf. „Guter Mann!“ rief er aus.

Die dienstlichen Details waren schnell erläutert, als Legomann auf sein eigentliches Anliegen zu sprechen kam.
„Mein lieber Hawking, mir ist bewusst, dass dies in der Geschichte des magumischen Volkes seit Langem keine Rolle mehr spielt. Dennoch erachte ich die Läuterung, die mir die Rückbesinnung auf die geistigen Werte der magumischen Rasse einbrachte als eine Bereicherung auch unserer militärischen Einheiten.“
„Sir, Sie wünschen eine Einbeziehung vorzeitlicher Riten in die militärische Ausbildung?“ sagte Jar und traute seinen Ohren nicht.
„Nein, Jar, ich würde es gern sehen, wenn man den Begriff ‚vorzeitlicher Ritus’ nicht mehr als solchen benutzte. Er ist so aktuell wie er es immer gewesen ist. Wir brauchen eine Rückbesinnung. Sie wird uns stärken.“
„Sir, bei allem Respekt… Halten Sie es für sinnvoll, Gegner mit Gebeten aufhalten zu wollen?“ der Colonel lief rot an, da es ihm genaugenommen zuwider war, den alt gedienten General widersprechen zu müssen.
„Mein lieber Jar, Sie missverstehen mein Anliegen. Wenn Sie es mir gestatten, werde ich Ihnen bei einem der kleinen Riten assistieren. Danach geben Sie bitte erneut ein Urteil ab. Stehen Sie dem dann noch immer skeptisch gegenüber, ziehe ich meine Bitte zurück.“ Legomann blickte dem Colonel direkt in die Augen. Jener überlegte kurz und sagte: „Wenn es Ihr ausdrücklicher Wunsch ist, General, dann werde ich mich dieser Bitte nicht widersetzen.“
„Danke, Hawking, Sie werden es nicht bereuen. Glauben Sie mir.“
General Legomann entzündete zwei Räucherstäbchen und deaktivierte den Luftaustausch. Doch davon bekam Jar schon nichts mehr mit. Seine Augen hatten sich quasi nach innen gewandt, sein Bewusstsein weitete sich. Es würde ein gigantisches Erlebnis für den Colonel werden, dessen war sich Legomann sicher.


Als Jar zu sich kam, saß der General im Cockpit und schwenkte gerade in den niedrigen Orbit über dem Schild des Planeten ein. Sie mussten auf die Aufforderung der Bodenstation warten und ein Zeitfenster nutzen, um selbst mit aktiviertem Schild hindurchschlüpfen zu können.
Nachdem sie das Signal erhielten, ließ Legomann das Schiff einige hundert Meter durch den Schild stürzen, um es danach nach alter Manier aufzufangen und den steilen, schnellen Anflug auf die Hauptstadt Bellinsulas anzutreten.
„Sir! Gestatten Sie, dass ich meinen Job wieder übernehme. Es ist mir peinlich, dies verschlafen zu haben. Ich werde meinen Abschied einreichen.“ Sagte Colonel Jar.
„Sie werden nichts dergleichen tun, Jar. Weder das eine noch das andere. Wie geht es Ihnen?“
„Es geht mir großartig, Sir. Nur ein wenig schwindlig.“
„Ja, Jar, das ist der Sauerstoffmangel. Das ließ sich nicht anders lösen. Ein Schiff ist nicht der beste Platz für Meditationen dieser Art.“ Sagte Legomann.
„Ich verstehe, Sir!“ sagte Hawking Jar.
„Was verstehen Sie?“
„Ich verstehe, warum Sie die Geistlichkeit unserer Rasse wieder beleben wollen. Sir, ich hatte ja keine Ahnung…“ Jar stockte, weil ihm ein Kloß im Hals saß.
„Die hatte ich bis zu meinem Taquamat auch nicht. Aber können Sie verstehen, dass es Magumer gab, die diesen Zustand über Monate aufrecht erhalten und mit ihrem Leben gespielt haben.“ Legomann sah Jar in die Augen.
„Oh ja, Sir, das kann ich sehr wohl nachvollziehen. Es ist der Rausch der Erkenntnis, nein, des Erkennens… Ich fürchte, ich kann es nicht beschreiben.“ Sagte Jar
„Das“ sagte Legomann, „ist der Grund, warum es dafür Bezeichnungen gab, die jedoch aus unserer Umgangssprache ebenso verschwanden, wie die Besinnung auf uns selbst und unsere Kräfte.“
Legomann richtete den Blick auf die heran schießende Landebahn, drosselte die Triebwerke und setzte unmittelbar neben dem ihnen zugewiesenen Hangar auf.
„Mein lieber Hawking, sagte Legomann, „Das mit der Landung muss ich wohl noch üben.“ Mit Freude registrierte er, dass der Colonel ein echtes Lächeln im Gesicht trug, dass kein bisschen Verklärung enthielt. Er war wieder bei Sinnen. Bei neuen Sinnen.

Zeugnis der Wandlungen 7.2

Die Bellinsula Trilogie (Teil 2)

Das Bankett entwickelte sich zu einem rauschenden Fest.
General Legomann hielt sich etwas abseits und grüßte bekannte Gesichter mit einer angedeuteten Verbeugung. Sein Appetit hielt sich in Grenzen, obwohl der Hohe Rat keine Kosten gescheut hatte, es jeder vertretenen Rasse Recht zu machen.

Auch die winzige, ozoidische Delegation hielt sich zurück. Diese großen, echsenartigen Wesen flößten einem körperlich klein gebauten Magumen durchaus Respekt ein. Hinzu kam, dass man sich mit ihnen nur mittels hoch entwickelter Translationscomputer verständigen konnte. Doch dies hielt Legomann nicht davon ab, sich zu ihnen zu gesellen.
Wenngleich er große Probleme hatte, ozoidische Wesen auseinander zu halten, glaubte er im anwesenden Würdenträger die Matriarchin des Afrikanici-Clans zu erkennen.
„Ich begrüße Euch, Erhabene!“ sagte Legomann.
Ein Knurren, Klicken und Zischen ertönte, bevor der Translator die knappe Antwort wiedergab. „Auch Du seiest gegrüßt, ehrenwerter Legomann. Mögest Du den Schergen des Teufels verborgen bleiben.“
Legomann schmunzelte. Sie nutzte den rituellen Gruß ozoidischer Clanführer. Es schmeichelte ihm, dass sie ihn als ebenbürtig betrachtete. Soweit er sich erinnerte, war darauf für gewöhnlich mit einer Verbeugung und einer Erwiderung zu reagieren. Er sagte: „Die Schergen des Teufels sind blinde Würmer.“
Ob Afrikanici daraufhin Freude bekundete, ließ sich aus der relativ starren Physiognomie leider nicht ablesen. Sie verbeugte sich jedoch ebenfalls. Legomann durfte also annehmen, dass der Translator hervorragend arbeitete.
„Du bemühst Dich selbst hierher? Ich hoffe Du hattest eine angenehme Reise.“ Sagte Legomann.
„Die Reise war unbeschwert und komfortabel! Ein Ereignis solcher Tragweite erfordert meine persönliche Anwesenheit.“ Afrikanicis kurze Antwort sagte alles aus.

Ja, das Bankett war der Auftakt zu einer Veranstaltung die enorme Umwälzungen in der Struktur und Bedeutung der Generatio Nova einläutete.
„Erhabene, es ist mir stets eine Ehre mit Dir zu plaudern, doch ich sehe Ankommende, die meiner Aufmerksamkeit bedürfen. Ich erbitte deine Vergebung.“ Der General war sich der Bedeutung von Höflichkeit gegenüber den leicht erregbaren Ozoiden sehr bewusst.
„Ich vergebe dem ehrenwerten Legomann.“

Einige Delegierte standen mit reichlich beladenem Teller herum und prosteten einander mit einem alkoholhaltigen, perlenden Getränk zu, dass wohl der menschlichen Rasse zuzuordnen war. Sie nannten es Schaumwein. Da er nicht wusste, wie diese Produkte sich auf seine Physiologie auswirken würden und er einen klaren Kopf für die in Kürze beginnende „Arbeitsgruppe Sicherheit“ brauchte, entschied er sich für ein perlendes Wasser. Ein wohliges Prickeln in Mund und Magen ließ den General schmunzeln. Ja, die Menschen hatten schon ein paar nette Delikatessen zu bieten.
Seine Gelassenheit hielt an. Er legte sich ein paar bekannte und unbekannte Teilchen auf seine Speiseunterlage und genoss die vorzügliche Erregung seiner Geschmacksknospen. Seinen Hunger stillte er mit Gebäck. Würde er zu viel essen, wäre mit seiner raschen Ermüdung zu rechnen. Dies galt es bei der Erörterung der wesentlichsten Themen dieser Tagung unbedingt zu vermeiden.

Eine kleine Gruppe Magumer war in einen heiteren Disput vertieft. Die Magumen waren klar unterrepräsentiert, wenngleich sie in hohen Ämtern saßen.
„Darf ich mich zu Dir gesellen, verehrter Shathar?“ Legomann grüßte seinen Senatskollegen.
„Selbstverständlich, Legomann. Wir erörtern gerade die physiologischen Unterschiede und Gemeinsamkeiten der vertretenen Rassen.“ Sagte Shathar mit einem breiten Grinsen.
„Und zu welchem Zweck?“ fragte Legomann.
„Nun, lieber Legomann, zu einem äußerst erheiternd zweideutigen Zweck.“ Shathars Grinsen wurde noch breiter.
„Oh, ich verstehe.“ Legomann rang sich ein Schmunzeln ab und entbot Shathar seinen Gruß, während er seine Aufmerksamkeit auf eine soeben eintreffende plentropische Delegation lenkte. Warum war es nur so verdammt schwierig, die einzelnen Wesen anderer Rassen zu unterscheiden. Doch auch hier kamen ihm die Augen überdurchschnittlich bekannt vor. Es musste sich also um einen Vertrauten, ein Mitglied des Rates handeln.
Die Tagung versprach äußerst hochkarätig zu werden.
„Seid gegrüßt!“ sagte Legomann, während er auf den Plentropen an der Spitze der Delegation zusteuerte.
„Oh, Legomann höchstpersönlich, es ist mir eine Ehre.“ Die Augen im Gesicht des Plentropen schienen zu lachen. Seine Freude schien also echt. Den Großteil des Gesichtes bedeckte eine Maske, sodass man keinen lächelnden Mund erkennen konnte. Das erschwerte eine Erkennung aber zusätzlich.
„Wir haben uns lange nicht gesehen, mein Lieber.“ Legomann war sich noch immer nicht sicher, wen genau er vor sich hatte. Seinen Gegenüber schien es zu amüsieren.
Eine Angehörige seiner Delegation trat vor und informierte ihn leise über das anstehende Programm und fragte wohl nach der Möglichkeit, sich vor Beginn der Sitzungen noch stärken zu dürfen.
„Aber Sheela!“ rief er hinter ihr her, „Keinen Alkohol bitte.“
„Jawohl, Cuno, mir ist die Tragweite bewusst.“ Rief Sheela zurück.
„Entschuldige, dass ich Dich nicht sofort erkannt habe, Cunobert.“ Sagte nun Legomann
„Das macht doch nichts. Ich hatte meinen Spaß.“ Sagte Cunobert
„Dann hoffe ich, nicht nur Ziel Deines Spottes zu sein.“ Sagte Legomann schmunzelnd.
„Oh, nein, Legomann. Es gibt keinen Anlass zu Spott. Ich hätte Dich auch nicht erkannt, wenn mich meine Mitreisenden nicht aufgeklärt hätten. Dir fehlt dein Adjutant, Legomann.“ Der General lachte, was durch seine Maske wie ein Bellen klang.
„Wir sehen uns nachher, General?“ sagte Legomann.
„Davon gehe ich aus, mein Lieber. Sicherheit geht uns alle an.“ Sagte Cunobert und fügte leise hinzu: „Ich stehe voll und ganz hinter Dir. Egal, wie Deine Entscheidung ausfällt, Du hast meine Unterstützung.“
„Ich danke Dir, Cunobert…“ sagte Legomann ebenso leise. „Ich werde jede Unterstützung brauchen, wenn es los geht.“

Inmitten einer Gruppe großgewachsener Menschen mit voll beladenen Tellern entdeckte Legomann diesmal ein tatsächlich bekanntes Gesicht. Zugegeben auch der Physiognomie dieser Rasse konnte der General nichts abgewinnen, doch diesen erstaunlich charismatischen Mann kannte er von zahlreichen Disputen.
Legomann reichte ihm nicht ganz bis zum Bauchnabel und dachte dennoch nicht daran, kleine Gesten zu verwenden. Er breitete die Arme in menschlicher Manier aus und schritt gemächlich auf ihn zu. Sein Gegenüber drehte sich zu ihm um und biss dabei genüsslich von einem rosa aussehenden, gekrümmten und geriffelten Teil ab.
„Auch ein Stück NEXTischem Seehummer, Legomann?“ der General grinste ihm entgegen und wedelte vielsagend mit dem Teil herum, an dem er bereits großzügig abgebissen hatte.
„Er gedeiht auf einigen meiner Welten hervorragend.“, fügte er ungefragt hinzu.
„Danke, mein lieber Force, ich denke es ist nicht nötig, mich an Dingen zu versuchen, die mir so gänzlich unbekannt sind. Ich erinnere Dich nur an Deine erste Erfahrung mit magumischem Ale auf meinem Landsitz.“ Sagte Legomann.
„Oh ja, sag nichts…“ sagte Force grinsend. „Bestimmt erinnere ich mich daran. Mmmh… Nein, keine Ahnung. Das Zeug muss gut gewesen sein.“ Force lachte so schallend, dass einige der umstehenden sich ihm zuwandten.
„Es freut mich, mein lieber Force, Dich in so guter Stimmung zu sehen. Wirst Du Dich nachher an der Sicherheitsgruppe beteiligen?“ Sagte Legomann.
„Ja, gewiss.“ Force’s Lachen milderte sich zu einem Schmunzeln. „Ich möchte Deine neuen Vorschläge unbedingt hören. Die grob umrissenen Konzepte gefielen mir außerordentlich.“
„Ich danke Dir.“ Sagte Legomann und fragte: „Hast Du für den großen Wahltag eine Kandidatur abgegeben?“
„Nein, Legomann, ich durfte feststellen, dass die Intrigen der hohen Politik gewiss nicht meine Stärke darstellen. Sie gehören in die Hände von Diplomaten, nicht von Kriegern.“
General Legomann nickte ihm kurz zu und bat Force ihn zu entschuldigen, denn er hatte noch eine hochkarätige Delegation entdeckt.

Aus größerer Entfernung hätte man sie für Menschen halten können. Die jüngste Cyborg-Generation verstand ihre Implantate so gut zu tarnen, dass diese nicht mehr ins Auge fielen. Ältere Cyborgs erkannte man in der Regel daran, dass sie diese Zeichen ihres Überlebens mit Stolz trugen.
Erst in letzter Zeit hat die Zahl der Cyborgs in der Generatio Nova etwas zugenommen. Doch diesen Vertreter kannte Legomann, wie auch Force zuvor, aus zahllosen Diskussionsrunden.
„Ich grüße Dich, lieber Soradis!“ rief Legomann schon aus einiger Entfernung. Soradis war schlank und stattlich, wenn auch nicht so groß und grobschlächtig wie General Force.
„Es ist mir eine Freude, Dich hier zu sehen, mein lieber Legomann.“ Soradis lächelte dem General entgegen.
„Bist Du auch für die Sicherheitstagung eingetragen, Soradis?“
„Nein, ich habe kandidiert.“ Sagte Soradis kurz.
„Oh, für den Vorsitz?“ fragte Legomann erstaunt.
„So ist es. Ich glaube kaum, dass Du leichtfertig Macht aus der Hand gibst.“ Soradis schmunzelte erneut.
„Nein, wohl nicht. Doch man kann sich ändern. Macht kann auch ein Mittel sein, Gutes zu bewirken. Es kommt immer darauf an, wie man sie nutzt.“ Sagte Legomann.
„Das stimmt natürlich.“ Sagte Soradis und fügte hinzu: „Du hattest Deine Chance. Die Generatio Nova wird sich auf ihre Werte zurück besinnen. Das geht nicht gegen Dich, Legomann. Ich möchte nur betonen, dass Deine Stärken der Generatio Nova nicht mehr in dem Maße dienlich sind, wie sie es einmal waren. Im besten Sinne.“
„Ich bin Dir nicht böse, Soradis. Wenn ich den Job hätte erneut haben wollen, hätte ich mich zweifellos zur Wahl aufstellen lassen. Nicht wahr.?“ Legomann nahm es gelassen. Er war ein anderer geworden und hatte noch nicht viel Gelegenheit, die angemessen zu beweisen.
„Mein lieber Soradis, hast Du vielleicht General Daubaer gesehen?“ Legomann blickte sich um.
„Daubaer wird hier nicht auftauchen. Er lässt sich entschuldigen, soweit ich weiß.“ Soradis machte ein betrübtes Gesicht.
Der Alterspräsident der Generatio Nova trat nur noch selten in Erscheinung. Allen war klar, welch großen Verlust sein Rückzug aus dem politischen Tagesgeschäft darstellte. Nun auch das musste sich Legomann als Negativorden ans Jackett heften.
„Es sind aber einige Jamozoiden hier.“ Murmelte Legomann vor sich hin.
„In der Tat, ich sehe Leute aus Daubaers Stab und natürlich die Delegationen von Typhoony und Budgie. Beide habe ich jedoch nicht persönlich gesehen.“ Sagte Soradis.
„Danke mein Freund.“ Legomann wandte sich ab und ließ seine Blicke schweifen.

Der Andrang an den Türen der Arbeitsgruppensäle begann. Nun, er würde auch seinen Platz suchen gehen.
Genaugenommen war ihm aber schon bewusst, dass er im übertragenen Sinne seinen Platz bereits gefunden hatte. Er lag nur momentan noch außerhalb der Sichtweite vieler seiner treuen Mitstreiter.
Er würde nachher in der Sitzung wohl die wichtigste Grundsatzrede seiner Karriere halten müssen. Unabhängig von ihrem Ausgang war sein Schicksal innerhalb der Generatio Nova besiegelt. Nun konnte man lediglich noch den entstandenen Schaden begrenzen und einen versöhnlichen Weg einschlagen.

General Legomann schloss kurz die Augen überführte seinen Geist in den aufnahmefähigsten Zustand, atmete bewusst mehrere Male tief durch und begab sich dann mit neuer Gelassenheit in den für die Gruppe der Sicherheitsberater vorgesehenen Saal.

Das Atrium leerte sich zusehends und das Gemurmel tausender Übersetzer erhob sich gleichzeitig mit der Aufnahme aller Arbeitsgespräche. Sicherheit. Zusammenarbeit. Wirtschaft. Ökologie. Und natürlich Diplomatie.
Die Wahlen des neuen Führers liefen nun auch bereits. In den späten Abendstunden erwartete man die Wahlmänner zur Verkündung.

Eine handvoll Adjutanten und Assistenten standen noch im Eingangsbereich. Einige Menschen fröhnten dem zeitlosen Laster des Rauchens. Sie zogen giftige Dämpfe mit mehr oder weniger berauschender Wirkung in Ihre Lungen, um ihre Reste dann in die Umgebung zu pusten. Gelächter erfüllte das leere Atrium von Zeit zu Zeit. Ansonsten blieb es still.

Zeugnis der Wandlungen 7.3

Die Bellinsula Trilogie (Teil 3)

Der Sicherheitsrat bestand aus hochrangigen Köpfen der Generatio Nova.
Einer nach dem Anderen erklärte seine Sicht der aktuellen Lage. Daraus ergab sich ein recht vollständiges Bild der aktuellen Lage.
Obwohl es in einigen Sektoren ruhiger war als in anderen, gab es kaum jemanden, der noch keine Verluste an Material oder gar Verteidigungstruppen hatte. Während es einigen Herrschern gelungen war, aus ihrer Opferrolle heraus zu wachsen, fiel es vielen jungen Herrschern schwer, die entsprechende Kraft zu sammeln und auch in die Waagschale der Macht zu werfen.
Da jedoch nicht alle Herrscher laufende Meldungen zu ihrer Sicherheitslage übermittelten, musste mit einer deutlich höheren Dunkelziffer gerechnet werden.

Dies alles war Legomann nicht neu. Es gab neue Zahlen aber keine neuen Entwicklungen.
Er schaute in die Runde und blickte in einige Gesichter, die ihn nun ihrerseits interessiert anblickten und zu einer Stellungnahme aufforderten.
Legomann aktivierte den Sprachverstärker an seinem Platz und begann:
„Verehrte Anwesende, mir ist der Ernst der Lage bewusst. Auch meine Welten werden regelmäßig Opfer von Übergriffen. Seit unserer strategischen Neuausrichtung mit reduzierter Produktion und verstärkter Bunkereinlagerung bleiben die Verluste jedoch marginal.
Alle Kolonisten haben sich an sporadische Übergriffe von Plünderern gewöhnt. Dies ist zwar keine angenehme Situation aber eine hinnehmbare. Seit langer Zeit hatten wir keine militärischen oder zivilen Opfer mehr zu beklagen.“
Er nahm noch einen Schluck des köstlichen, kühlen Prickelwassers.
„Die Suche nach Verbündeten hatte in der Vergangenheit Erfolg. Wir müssen uns jedoch eingestehen, dass dieser sich aufgrund der bekannten Bündnisverhältnisse in diesem Universum nur bedingt zu unserem Vorteil auswirkte.
Unsere eigenen Kräfte sind hingegen an den Kodex der Generatio Nova gebunden, wodurch wir ihnen gleichzeitig die Hände binden, sofern wir keinen Kriegszustand auf dieses, unser Imperium herab beschwören wollen.
Mein Lösungskonzept ist Euch allen im Groben bekannt gegeben worden. Wir müssen reformieren. Reformen hingegen sind wie auch Revolutionen mit großen Umwälzungen verbunden. Aus diesem Grunde möchte ich den Ausgang der aktuell laufenden Wahlen abwarten, bevor ich mich detailliert zu meinen Vorstellungen äußere. Bitte nehmt mir nicht übel, dass ich zuerst wissen muss, wie meine Legitimation in diesem Imperium bewertet wird, bevor ich Reformationen ausrufe.“
Ein weiterer Schluck. Dann fuhr der General fort:
„Liebe Anwesende, dieses Imperium besitzt keine Legitimation zu kriegerischen Aktivitäten und wird diese meines Erachtens auch nicht erhalten. Doch wie ich eben anmerkte, kann nur der Ausgang der Wahl unsere weiteren Schritte bestimmen. Es wird sie geben, denn es muss sie geben. Mein Konzept zeigt einen für alle Beteiligten schmerzlichen Weg dorthin auf.
Vielleicht darf ich aber an dieser Stelle erfahren, wer sich mit meinem Vorschlag identifizieren kann.“ Legomann blickte in die Runde und sah Hände nach oben steigen.
Von Cunoberts Zustimmung wusste er bereits und Afrikanici war wohl schon aus rassischen Gründen für Vorschläge dieser Art offen. Doch Legomann fand auch unerwartete Unterstützung durch den weganischen Delegierten Niedersachse und den Menschen Vaughn. Es erhob sich eine Stimme und hinter der breiten Brust von General Force und dessen erhobenem Arm, kam ein schmächtig wirkender Jamozoid zum Vorschein, der sein Mikrofon aktivierte. Sein graues aber lebhaftes Gesicht zeigte leichte Erregung.
„Geehrter Legomann, ich möchte mich gern für Deinen Vorschlag erwärmen. Leider bietet mir der Hintergrund Deines Konzeptes keinen schlüssigen Beweis, dass es funktionieren würde.“ Sagte der Jamozoid.
„Bei dieser Beleuchtung hätte ich Dich fast nicht erkannt, mein lieber KingMonk. Mir war auch nicht bewusst, dass Du der Sitzung des Sicherheitsrates beiwohnen würdest.“ Sagte Legomann.
„Macht dies einen Unterschied?“ KingMonk sah ihn direkt an. Legomann brachte sich in Erinnerung, dass KingMonk zur Jahrhunderte alten Förderation der Industrialisten des jamozoidischen Volkes gehörte.
„Keineswegs.“ Sagte der General daraufhin. „Mir war nur nicht bewusst, dass Dein Reich es bereits zu solch militärischer Macht gebracht hat. Ich hoffe Du kannst mir diese Unwissenheit nachsehen.“
„Das kann ich, Legomann, und ich bitte Dich, Dein Konzept noch einmal in dieser Hinsicht zu erläutern. Wie kann Teilung verbinden? Was darf die Generatio Nova davon erhoffen, wenn keine Schwächung?“ Ltd. General KingMonk lehnte sich wieder zurück und verschwand vollständig hinter Force’s Brustkorb.
„Liebe Freunde…“ hob Legomann an. „Selbstverständlich gibt es keinerlei Garantien für das Funktionieren dieses Vorhabens. Allerdings, das ist der maßgebliche Punkt, schaffen wir Handlungsfreiheit für unsere kämpfenden Mitstreiter und Vollstrecker. Eine Freiheit, die in der eng gefassten Reglementierung der Generatio Nova nicht ohne massive Einschnitte in deren Gesamtsicherheit möglich wäre.
Bitte behaltet dabei auch im Hinterkopf, dass dieser Schritt das Imperium aus dem Blickfeld anderer Mächte entfernt und für jene unattraktiv erscheinen lässt. Damit gewinnen wir Zeit zur Erstarkung, die wir dringend benötigen.“
General Force deutete an, das Wort zu erheben.
„Legomann, ich habe Dir und Deinem Konzept bereits zugestimmt. Lass mich an dieser Stelle erwähnen, dass eine ungebundene Kraft – eine Kraft ohne hinderliche Bündnisse nicht nur einem Imperium dienstbar sein kann.“ Ein Raunen ging durch den Raum, bevor Force fortfuhr: „Man mag von Söldnerdiensten halten was man mag. Wir haben sie bereits erfolgreich geleistet und wir können es wieder tun. Auch ein waffenstarrendes Imperium muss leben. Ich mag nicht beurteilen, ob Kopfgelder einträglich genug sein werden, um Rohstoffe für den Eigenbedarf käuflich zu erwerben.“
Legomann nahm den Gedanken auf: „Lieber Force, ich freue mich, dass das grobe Konzept in Deiner Vorstellung bereits Gestalt annimmt. Dennoch möchte ich die Diskussion darum hier erst einmal beenden. Uns fehlt die Legitimation. Und Du Force bist noch immer der Kopf eines friedfertigen, wenn auch wehrhaften Imperiums.“
General Force nickte zustimmend. „Wir vertagen.“ Sagte er nur knapp.


Da der Schutzschild Bellinsulas die Langstreckenkommunikation unterband, griff man auf die bewährte Methode der Wahlmänner zurück. Diese überbrachten das Wahlergebnis nach der Auszählung direkt zur Tagung der Hohen Räte. Die Zahl der Wahlberechtigen war relativ überschaubar, weswegen jede Minute mit dem Eintreffen der ersten Kuriere gerechnet wurde.

Im Hauptquartier der Garde ging ein Annäherungsalarm ein. Würde nicht binnen der nächsten Minuten ein Ruf via Kurzstreckenkommunikation eingehen, wäre man zum Beschuss des Eindringlings gezwungen, bevor er dem Schutzschild zu nahe kam, um ihn als solchen zu erkennen. Die vereinbarten Frequenzen knisterten von Oberwellen, blieben aber ansonsten still.
Der Captain der Garde fingerte seinen Schlüssel aus der Tasche und zitierte einen Lieutenant mit dem seinen herbei, um den Stationsalarm auslösen zu können.
„Zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf…“ Seine Schlüsselhand zitterte leicht. „Vier, drei…“

Das statische Knistern wurde von einem klaren Träger überlagert und der Funkspruch ging ein. „Basisstation, hier Alpha-Echo-Bravo 320, der Wahlmann der ozoidischen Welten. Erbitte Einlass.“
Erleichtert zog der Captain seinen Schlüssel aus der Konsole und befahl die Einleitung einer autorisierten Landung.

Nur wenige Minuten später ertönten die nächsten beiden Alarme. Die Wahlleute des jamozoidischen und des magumischen Sektors trafen ein. Der Abend der Entscheidungen war angebrochen.

Innerhalb einer halben Stunde tummelten sich Wahlleute acht verschiedener Rassen auf Bellinsula. Nur die Wahlleute der Menschen, in deren Sektor der Planet lag, ließen auf sich warten. Zugegeben die Zahl der wahlberechtigten Menschen war ja auch am größten.

Der nächste Annäherungsalarm schreckte zunächst niemanden auf, da man auf die Ankunft der letzten Wahlmänner vorbereitet war. Das Funkgerät knisterte und nichts deutete auf die Annäherung eines größeren Schiffes hin.
„Sektor scannen!“ rief der Captain.
„Zu Befehl, Sir“ kam es von der Scankonsole.
„Sir, wir haben nichts auf dem Schirm!“
„Wiederholen Sie den Scan, Sergeant!“
„Jawohl, Sir“
„Sir! Es ist eine Sonde. Sie hält direkten Kurs auf uns zu.“
„Verdammt… Sergeant, kommt sie von der dem System abgewandten Seite?“
„Nein, Sir, ein Abschuss vom Boden aus würde im System registriert werden.“
Der Captain trabte zum Kommunikator und ließ sich mit General Force verbinden.
„General, Sir, eine Sonde unbekannter Herkunft wird in Kürze in den Orbit von Bellinsula einschwenken.“ Der Captain lauschte kurz den übertragenen Anweisungen. „Zu Befehl, Sir, jawohl, Sir!“
„Lieutenant, organisieren Sie sofort einen Abfangjäger! Er soll im Sichtschatten des Planeten aufsteigen und die Sonde abschießen. Es wäre optimal, wenn dieser weder Hoheitszeichen tragen noch Grußsignale eines Schiffes der Generatio Nova aussenden würde. Seien Sie kreativ. Der Jäger soll danach im Sichtbereich des Planeten in den Hyperraum springen, um den Verdacht von uns abzulenken.“
Der Lieutenant salutierte und eilte im Laufschritt aus dem Raum.

Ihnen lief die Zeit davon. Wenn das letzte Kurierschiff eintraf und von der Sonde entdeckt wurde, konnte das die Sicherheit Bellinsulas massiv gefährden.
Die Sonde trat aus dem Hyperraum und schwenkte wenige Augenblicke später in den Orbit ein. Dieses saubere Manöver war kein Werk eines blutigen Anfängers. Offenbar hatten die Flottenbewegungen der letzten Tage doch mehr Aufmerksamkeit erregt, als zuvor angenommen.
Der Annäherungsalarm ertönte zum wiederholten Male. Das musste das letzte Kurierschiff sein.
„Wir haben noch 8 Minuten bis zum Eintreffen der letzten Wahlmänner, Sir.“ Sagte der Sergeant an der Scanconsole.
„Wie lange dauern die Startvorbereitungen noch?“ fragte der Captain in den Raum.
„Der Jäger ist bereits gestartet, Sir.“ Ließ sich ein Second Lieutenant vernehmen. „Zeit bis Einschlag etwa zwei Minuten.“
Der Captain starrte auf seine Anzeigen. „Befindet sich der Kurier noch außerhalb des Scanradius der Sonde?“ fragte er laut.
„Sir, er tritt in etwa 30 Sekunden in den Erfassungsradius ein.“

„Der Jäger ist in Position, Sir, wir haben keinen Sektorscan der Sonde erfasst.“
„Sir! Die Sonde beginnt einen planetaren Scan.“
„Gut.“ Sagte der Captain. „Unseren Schild kann sie nicht durchdringen und sie ist bis zum Abschluss der Sequenz nicht zu einem Raumscan in der Lage. Was treibt der Jäger da oben eigentlich? Warum gibt es die Sonde immer noch?“
„Sir! Planetarer Scan abgeschlossen. Sie verhält sich ruhig. Der Kurier trifft in 3 Minuten ein.“
Der Captain wurde zusehends unruhiger. Er musste bei Anwesenheit einer Sonde Funkdisziplin wahren. Er konnte nicht ermitteln, ob der Jäger bereits Schüsse auf das Objekt abgegeben hatte.
„Sir! Die Sonde wurde zerstört. Sie konnte keinen Raumscan durchführen und hat keine Daten abgesetzt. Der Jäger ist gerade gesprungen. Er übermittelte die typischen Signale eines STYX-Schiffes.“
„Danke, Sergeant, mein Abend ist gerettet. Nach STYX kräht bald kein Hahn mehr, soweit ich weiß. Sie werden damit schon durchkommen.“ Ein erleichtertes Lachen entrang sich seiner Kehle.
„Leute, das war gute Arbeit!“ Der Captain ließ sich auf seinen Stuhl fallen, als gerade der Funkspruch des letzten Kurierschiffes eintraf. Er autorisierte dessen Landung.


Der Hohe Rat der Generatio Nova saß auf dem Podium. Der Reihe nach machten die versammelten Wahlmänner ihre Ergebnisse bekannt. Bisher gab es keinerlei Überraschungen, soweit es General Legomann einschätzen konnte. Alles verlief völlig erwartungsgemäß.

Die Stimmen für den neuen Imperator nahmen konstant zu, sodass sich sein klarer Sieg abzeichnete. Eng gefolgt von ebenfalls erwarteten Stellvertretern, die in dieser Position jedoch teilweise neu waren.
Wenn man die damit ersichtliche, breite Akzeptanz seines Konzeptes betrachtete, konnte er es genaugenommen in den kommenden Wochen unangefochten umsetzen. Dass damit gravierende Umwälzungen in der Generatio Nova einher gingen, musste ohnehin jedem seit Längerem klar sein.
Der General lehnte sich zurück. In der Führung der Generatio Nova würde er offiziell nichts mehr mitzureden haben. Nun galt es, Verflechtungen zu schaffen, die dennoch alles in geregelten Bahnen hielten. Er würde inoffiziell weiterhin die Fäden in seinen Händen halten. Obwohl dieser Vergleich hinkte. Seine treuen Mitstreiter, die sich nun als neue Führungsriege etablierten, hatten diese Ehre mehr als verdient. Ein Marionetteregime wurde es gewiss nicht.

Eine Stunde später trat General Force vor die Versammelten und verkündete das endgültige Wahlergebnis:
„Geehrte Delegierte, die Erfassung der wahlberechtigten Stimmen wurde abgeschlossen. Der Senat hat die Wahl anerkannt. Der neue Imperator wurde auf satzungskonforme Weise gewählt und lautet: Shathar
Der damit abdankende, alte Senat der Generatio Nova beglückwünscht den Gekürten. Möge der Profit mit Dir sein.“
Force verließ das Rednerpult und durchschritt das Forum.
„General!“ rief es aus der Menge. Legomann konnte die Quelle nicht ausmachen. ‚Verdammt, ein paar zig Zentimeter mehr Körpergröße…’ dachte er bei sich.
Force wandte sich kurz dem Rufer zu und antwortete: „Ich begebe mich zurück zu meinen Welten. Es ist alles gesagt und getan. Die Sicherheit der Generatio Nova wird gewahrt bleiben. General Legomann spricht für mich und in meinem Sinne. Guten Abend!“ Dann strebte er wieder mit energischen Schritten dem Ausgang zu und ließ ihn nach wenigen Augenblicken hinter sich.

Nach alle den Querelen der vergangenen Wochen überraschte ihn diese klare Haltung Force’s ein wenig, machte ihn aber zugleich auch stolz. Ein wichtiger Meilenstein war geschafft.

General Legomann begab sich mit den Verbliebenen des Sicherheitsrates zurück in den Konferenzsaal. Sein Detailkonzept war nun reif für dieses Universum. Zerteile um zu Herrschen. Man kann es auch einmal von dieser Seite sehen. Schmunzelnd folgte er den letzten Delegierten in den Saal. Während sich die Tür hinter ihm schloss dachte er bei sich: ‚Ich habe etwas gut zu machen und werde diese Chance nutzen. Mit altem Namen und neuem Gesicht.’