2.

Eine, wie in einen Heiligenschein gehüllte Gestalt brach sich aus der Erde, stieg aus dem Morast, wie auch immer man diese tödliche, unwirtliche Umgebung bezeichnen mochte. Sie war da ohne Anspruch auf Realität oder Traum. Vielleicht hhalluzinierte er schon. Die Gase stachen grauenvoll in der Nase. eigentlich erstaunlich, dass er es so weit geschafft hatte. Eine Prüfung Gottes sicher. er entschied sich ungeachtet seiner Zweifel zum Gespräch.
– Ich bin Marcel Monet, und wer bist du?
– Die Frage lautet falsch, sie sollte vielmehr heißen: was bin ich.
Furcht und Erstaunen erfasste den Angesprochenen angesichts der unerwarteten Antwort: – Ja, was bist du dann?
– Ich bin.
– WAS?
– Meine Antwort traf es am Besten. Ich bin. Vielleicht verstehst du mich besser wenn ich den abstrakten Begriff des ‚Seins‘ verwende. Ich bin die Tatsache der Existenz.
РNun, mit solchen Begriffen kann ich nicht so viel assoziieren, wie du vielleicht glauben magst. Bist du einer speziellen Religion angeh̦rig; worauf bezieht sich deine Antwort.
– Nein, ich bin. Ich bin die Ewigkeit des Seins, allgegenwärtig. Ich war schon immer und werde immer sein, denn ich bin das Gestern, Heute und Morgen, ich bin.
РDu behauptest also eine k̦rperlose Existenz zu sein?
– Ich behaupte es nicht, es entspricht den Tatsachen.
– Wieso sehe ich dich dann vor mir.
– Du siehst mich nicht…
– Direkt vor mir…
– Nicht mich! Du siehst, was du hofftest und zutiefst wünschtest zu sehen. Du hast dir das Zentrum dieses … ; es suchte nach Worten.
– Sumpfes!
– Nun…, dieses Sumpfes so vorgestellt.
– Das mag stimmen. Ich wünschte wirklich, in dieser Einöde einen Menschen zu finden, der mir erklären kann, warum sich der Sumpf ausdehnt, giftige Wasserflächen bildet, obwohl es hier in weiten Landstrichen keinen Tropfen Wasser mehr gibt.
– Ich kann. Leider muss ich dazu etwas weiter ausholen. Sind dir die geistigen Gesetze bekannt.
– Nicht wirklich.
– Der Mensch ist substantiell und intellektuell die Summe seiner Gedanken und der daraus folgenden bewussten und unbewussten Assoziationen. Der Mensch ist die Zusammenführung all seiner Wünsche, Freuden und Ängste. Er ist Bestandteil des Universums. Seine Entscheidungen können bewusst auf der Basis von Rationalität und Logik oder, der speziellen Fähigkeit des Menschen, auf der Basis von Emotionalität und Intuition erfolgen. Intuition, lieber Freund, ist der dem Menschen von der Macht geschenkte Bestandteil des Unbewussten, der Macht der Schöpfung.
– Du sprichst von Gott? Bist du diese Macht?
– Weder, noch. Ich bin nicht Gott, ich existiere, bin also ebenso eine Schöpfung. Meine Macht liegt im Wissen um meine Art der Existenz. Ich übe keinerlei Macht auf andere aus. Weder auf Mensch, noch irgendein anderes Lebewesen der Schöpfung, oder gar diese selbst. Ich übe Macht einzig und allein auf mein Sein aus. Ebenso, wie es jeder Mensch kann. Wissen ist Macht. Und ich weiß, habe also Macht. Aber eben nicht über andere, es sei denn…
– Es sei denn…, was?
– Es sei denn jemand wünscht dies oder fürchtet sich vor einer solchen Vorstellung mehr als alles andere.
– Du könntest also Macht auf mich ausüben?
– Wenn dein bewusster Wille es zulässt…, ja, dann kann ich es.
– Welcher Art ist deine Macht?
– Mir steht die menschliche Möglichkeit der direkten Suggestion nicht zur Verfügung. Ich besitze keinen Körper im herkömmlichen Sinn, es sei denn, man betrachtet Vierdimensionalität als körperlich.
-Vierdimensionalität. Die Ausdehnung deiner… Existenz ist demnach unendlich und wird mit Zeit bemessen.
– Ja.
РWie ist so etwas m̦glich?
– Bevor ich zuweit abschweife… Du fragtest nach dem Warum dieses… nun ja, Sumpfes?
– Richtig. Wie kommt es, dass hier Wasser existiert und außerhalb nicht? Warum ist es giftig?
– Ich sprach vom Unbewussten der Schöpfung. Ihr Sammeltopf ist das kollektive Unbewusste. Diese Erkenntnis stammt übrigens nicht von mir. Ängste, negative Suggestionen und Befürchtungen die von vielen Individuen, also der Masse, geteilt werden, führen zu einer negativen Färbung des kollektiven Unbewussten. Nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung werden sich solche unbewussten, negativen Eindrücke körperlich manifestieren, an Substanz gewinnen.
– Was hat das mit dem Sumpf und meiner Frage zu tun?
– Alles.
– Ich verstehe deine Worte nicht.
– Daran zweifle ich nicht. Bis jetzt hat sich im Bewusstsein der Menschen das Wissen um diese Gesetzmäßigkeiten nicht durchsetzen können.
– Es fehlen die Beweise!
– Keineswegs, Marcel Monet. Der… Sumpf…, entschuldige mir gefällt der Begriff nicht mit seiner direkten menschlichen Assoziation von Düsternis, Schrecken und Tödlichkeit, der Sumpf, er ist der Beweis.
– Wieso? Er ist genauso real, wie ich und d… , nunja, wie real du bist, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Vielleicht spielt mir meine Sinne einen Streich.
РDas k̦nnen sie nicht.
– Was kann was nicht?
РDeine Sinne oder dein Bewusstsein k̦nnen dir keinen Streich spielen, denn du bist das Bewusstsein. Du denkst, also bist du.
– So gesehen…
– Mein Paradies hier…
– Entschuldige, wenn ich diese Ansicht nicht teile!
– Ich entschuldige es. Das Paradies existiert in meiner Erlebniswelt. Es ist für mich so real, wie für euch der Sumpf. Beides existiert gleichermaßen. Ich habe den Sumpf nicht geschaffen. Ihr schuft ihn.
– Wieso wir. Er ist doch schon immer da.
– Nein, ist er nicht. Ich schuf mein Paradies. Ihr den Sumpf.
– Du bist nicht Gott, sagtest du, wie kannst du den Sumpf dann erschaffen haben.
– Ich schuf mein Paradies, nicht eures. Ihr müsst eures selbst erschaffen, die Mittel gab euch der Schöpfer, wie auch immer ihr ihn nennen mögt, mit auf den Weg durch das Leben. Die Summe eures Seins bestimmt die Voraussetzungen für das euch nachfolgende nicht dessen Verlauf.
Am Anfang sah man Wasser fließen, das die Erde erweichte, man sah Magie, man sah einen geheimnisvollen anschwellenden Sumpf. Es sind Assoziationen eurer Vorfahren, die euch das Bild eines tristen, grauen und tödlichen Sumpfes aufdrängten. Ein Sumpf ist doch nichts schlechtes, es sei denn man macht es dazu. Viele seltene Pflanzen gedeihen in einem vollkommen gesunden Biotop, das vollgestopft ist mit Leben. Einem Leben ohne Eigennutz, dem Leben an sich.
– Ich sehe nur Morast. Der Gestank beißt in der Nase und mein Pferd verendete, als es von dem modrigen, giftigen Wasser trank.
– Dein Pferd? Oh, es starb keineswegs.
– Ich sah doch…
– Du sahst deine Assoziationen. Ein Pferd das modriges Wasser säuft, muss unweigerlich sterben. Nun warum sollte ich zulassen, dass in meinem Paradies einem Lebewesen, dessen Zeit noch nicht gekommen ist, etwas zustößt. Nur weil es aus einer Quelle Wasser trank?
Diese scheinbar räumlich so weitreichende Umgebung meines Paradieses ist nur wenige tausend Quadratmeter groß. Sie umfasst ein altes Gut auf dem der beengende Körper meines Geistes mit der Zeit experimentierte. Es gelang, eine Möglichkeit zur Überwindung des Zeit-Kontinuums zu schaffen.
– Das ist nicht möglich… Wenn das, wie du behauptest, lange her ist, und das muss es sein, wenn alle meine Vorfahren den Sumpf hier kennen, wieso kennt keiner die… Zeitmaschine?
– Die Maschine hat nie existiert.
– Eben sagtest du aber…
– Ich sprach von einer Möglichkeit der Ãœberwindung des Zeit-Kontinuums, nicht von einer Maschine. Sicher hielt ich damals einen technischen Raum, in dem solches vollzogen wird für unabdingbar. Das war er nicht. Ich besitze keine Räume und existiere doch. Ich bin nach euren Bemessungen ewig, also ist auch mein Paradies. Der Körper, den ich verlassen konnte, engte diese Bewegungsfreiheit und die geistige Entwicklung stark ein.
– Wie kann ein Körper, geistige Entwicklung einengen. Das Gehirn ist doch zum Sprung in eine neue Qualität fähig, wenn der Nutzungsgrad den 100% der Hirnmasse nahe kommt.
– Bei wie vielen Menschen ist dieser Qualitätssprung bisher aufgetreten?
– Bei… keinem!
– Eben. Ein menschliches Gehirn kann nur so viele bewusste Dinge aufnehmen, wie er sofort verarbeiten kann. Das menschliche Gehirn, ohne dessen Leistung schmälern zu wollen, ist ein Nichts für das Wissen des Universums. Ein menschliches Gehirn könnte dieses Wissen nicht verarbeiten, selbst wenn es hunderte Qualitätssprünge gäbe. Das Unbewusste füllt einen Großteil des Gehirns mit Daten, die mehr oder wenig wichtig sind. Reflexe, Intuition, Emotion und vieles andere…, es wird dort gesteuert. Bewußte Ãœberlagerung ist nicht möglich, eher verdrängt Unbewusstes das Bewusste. Wo steckt dort ein Qualitätssprung?
Nein, Marcel Monet, der Mensch und sein noch so starkes Gehirn sind ein molekularer Bruchteil des Universums, untrennbar aber eben räumlich. Der Qualitätssprung, wie du es nennst, wird erst mit der Ausdehnung in die vierte Dimension möglich.
Ich habe diese Ausdehnung, ich lebe sie. Mir steht das Wissen des „Jetzt“ zur Verfügung.
– Wie kam es dazu?
– Ich versetzte den Körper in eine andere Zeitebene, ich hätte mit meinem Wissen den Begriff Zukunft verwendet. Die Rückkehr aus dieser Zeitebene in die Gegenwart erfolgt im selben Moment, wie das Verlassen, bzw. einige Bruchteile von Sekunden eher. Ich war also im Jetzt. Die Kollision von Körpern in einem Kontinuum verursachte Materie und Antimaterie. Deren Zusammenführung bildete für Außenstehende eine gewaltige, räumlich begrenzte Explosion. In der alles Körperliche vernichtet wurde. Ich starb.
– Du bist also tot?
– Nein, ich bin. Und ich bin jetzt. Ich habe das Wissen um Geschichte, wie sie „war“ und ich weiß auch was zukünftig sein kann.
– Du kannst die Zukunft vorhersagen? Du kennst sie?
– Das kann niemand außer dem Schöpfer und auch sein Einfluss ist begrenzt. Ich weiß, was sein kann, denn ich kenne alle Zeitparallelen. Sie werden von Menschengruppen, Völkern und deren kollektivem Bewusstsein gewählt und beschritten. Ich kann niemandem sagen, welchen Weg er gehen soll. Der Mensch wählt selbst. Diese Wahl kann ihm niemand abnehmen. Könnte ich das, hätte ich die Geschichte beeinflusst. Dies ist von einem vierdimensionalem Wesen nicht vollziehbar. Meinen Rat kann aber jeder suchen. Vor allem aber kenne ich das Jetzt und ich weiß um das Jetzt.
– Was weißt du?
– Ich weiß. Nun, diese Antwort wird für dich sicher ungenügend sein, ebenso wie anfangs meine Existenz. Doch dies kann ich nicht näher erklären. Zeit ist relativ.
– Ich verstehe es in der Tat nicht, was du damit zum Ausdruck bringen willst.
– Nun, das Universum ist unendlich.
– Ja, das leuchtet ein.
– Wie weit geht die Unendlichkeit?
– Ich habe keine Ahnung… ewig?
– Ewig, so ist es. Der Faktor Zeit… oder die vierte Dimension der Ausdehnung. Nur weil es dem menschlichen Gehirn an Deutungsfähigkeit oder Assoziierbarkeit fehlt wurde es nicht davon abgehalten, es herauszufinden.
– Was willst du damit sagen?
– Das Universum hat Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, betrachtet man es von einem bestimmten Punkt zu einer bestimmten Zeit. Diese Betrachtungsweise ist mir wesensfremd, weil ich ewig bin. Meine Ausdehnung und auch mein Wissen sind unendlich. Dimensionen, die ein menschlicher Verstand nicht ermessen kann. Es ist nicht greifbar. Es existiert einfach.
– Du kannst mir demnach jede Frage beantworten.
– Dies tue ich doch schon.
РWird die Menschheit schneller als das Licht fliegen k̦nnen?
– Sie kann.
– Wann? Wie kommt es dazu?
– Das weiß ich nicht.
– Du willst allwissend sein?
– Ich bin. Deine Frage nach dem Wie und Wann eines zukünftigen Ereignisses kann ich nicht beantworten, weil ich den Weg durch die Zeitparallelen nicht festlegen kann, ich beobachte ihn nur.
– Woher weißt du dann, dass es geschehen wird?
– In allen parallelen Zeitebenen kommt es früher oder später dazu. Darum und nur darum bin ich sicher. Fragen nach dem Jetzt des Universums kann ich beantworten.
– Sind wir allein im All?
– Nein.
– Wo leben die anderen?
– Das kann ich nicht sagen.
– Du weißt es nicht?
– Ich kann der irdischen Wissenschaft nicht vorgreifen, dies hieße, eine Zeitebene aufzudrängen, für deren Meisterung die Menschheit allgemein möglicherweise noch nicht reif genug ist.
– Ich sehe nur Ausreden. Wie soll ich dir glauben können, dass du allwissend bist oder dass du überhaupt bist, was du vorgibst zu sein.
– Du musst es nicht glauben. Ich weiß es. Nun lass dir meine Worte verdeutlichen. Entspanne dich und schließe deine Augen. Was siehst du?
– Nichts, ich habe die Augen zu.
– Entspanne dich. Entspanne… Ruhe kehrt in dein Inneres zurück. Deine Gedanken schwinden. Du lebst. Du bist. Dein Atem strömt an den Nasenflügeln ein… aus… ein… aus. Lass die Bilder strömen, wie deinen Atem. Ruhe… entspanne… Was siehst du?
– Dunkelheit.
– Kalt oder Warm?
– Warm.
– Das ist gut. Dein Geist wendet sich dem Angenehmen zu. Freude durchströmt deinen Kopf…, die Arme…, den Körper… Du bist ruhig und voller Freude. Leicht und beschwingt. Du liebst… du liebst es, du selbst zu sein, du liebst dich aus ganzem Herzen…, du liebst die Welt…, du möchtest ihre Schönheit umarmen… du liebst.
Was siehst du?
– Das Paradies.
– Öffne deine Augen und fühle deine Liebe.
РWie ist das m̦glich, wo bin ich?
– Dies ist das Paradies.
– Träume ich oder wache ich.
– An diesem Ort geistiger Schöpfung verfließen diese Grenzen. Du musst für dich festlegen, ob es ein Traum sein soll oder die Realität. Ein einjähriges Kind fürchtet sich nicht vor mir oder meinem Paradies. Erst wenn es hört, was mein Paradies angeblich sei, wird es sich in seinen Augen verwandeln. Das Paradies ist für jeden anders geartet. Meine Landschaft sieht anders aus als deine. Hier gibt es kein objektives Sein, nur deine Wünsche und Träume. Was du siehst ist in dir. Nimm es als deine Realität und du wirst niemals daran zweifeln, dass es genauso existiert. Du wirst nicht verstehen, dass andere hierin eine tödliche Umgebung sehen.
Du kannst sie lehren zu sehen und ihr werdet leben. Erzwinge es nicht, lebe es.
Geh‘ nun in Frieden, sieh‘ dir deine Welt an und bessere sie, lebe es.
– Ich verstehe das alles nicht, was geht hier vor? Er stellte die Frage mehr in den Raum, denn instinktiv wusste er, dass keine Antworten mehr folgen würden.
Es war ein Traum…., oder doch nicht? Die Umgebung in der er sich befand…(xxx)
Er trank aus einer Quelle direkt vor seinen Füßen. Das eiskalte Wasser schmeckte vorzüglich. Nein seinem Pferd konnte dies wirklich nicht geschadet haben. – Pfeil! rief er ohne auf Reaktion zu warten. Es schnaubte hinter ihm. Sein „Pfeil“ stand noch genau da, wo er ihn angebunden hatte, das Gras des Parks war etwas nieder getreten aber auch abgeweidet.
– Da bist du ja, mein stolzer Hengst! Er klapste dem Pferd auf die Flanken. – Jetzt brauchen wir nur noch den Ausgang des Labyrinthes zu finden.
Glücklich schwang er sich auf. Und trieb Pfeil über die sonnigen Wiesen und Hügel voran, einem imaginären Ziel entgegen.