Zeugnis der Wandlungen 1

Monate zuvor, in einer anderen, sicher nicht besseren Zeit:


„Ehrwürdiger, der Krieg mit GeNoZ wurde beendet.“ sagte Lieutenant Colonel Jar förmlich.
Brigadier General Legomann betonte sein mäßiges Interesse an dieser Information, durch einen wohligen Seufzer, während er sich in seiner Hängematte eine etwas bequemere Position wählte.
„Danke, Lieutenant Colonel, ich habe schon davon gehört. Stehen Sie bequem! … Machen Sie sich Sorgen um Ihre Position in meinen Diensten? Das brauchen sie nicht. Auch wenn ich mich zur Ruhe gesetzt habe heißt das ja nicht, dass Sie unseren Welten nicht weiter mit ihrer geschätzten Erfahrung dienlich sein können.“
„Ich weiß, Sir, danke.“ sagte Jar.
„Colonel, Sie könnten zum Surfen nach Poseidon reisen. Dort soll es die besten Wellen des Universums geben. Oder gönnen Sie sich einfach ein paar Tage Ruhe!“
„Nun, Sir, bei aller Bescheidenheit, ich denke nicht, dass Wasser mein Element ist. Ohne meine Aufgaben in der Flotte fände ich kaum die Ruhe, von der Sie sprechen. Am Boden weiß ich mit mir kaum etwas anzufangen. Drum habe ich mir auch nie eine Partnerin gewählt…“
„Mein lieber Hawking, vielleicht darf ich Sie nach so langer Zeit hervorragender Zusammenarbeit so nennen, im Moment gibt es kaum genug für alle Flotten-Commander zu tun. Sie sehen nicht sonderlich gut aus im Moment. Machen Sie Urlaub! Schlimmstenfalls muss ich es Ihnen befehlen.“
„Sir, das ist ein großzügiges Angebot und ich werde es erwägen. Darf ich mich zurückziehen?“
„Ja, Colonel, Sie dürfen wegtreten.“

Die letzten Tage in der Glut Ardorias hatten ihn gnadenlos aufgeheizt. Nun konnte er die anhaltende Kühle auf Panteon kaum ertragen. Die winzige Sonne spendete kaum Wärme und die doppelt so hohe Gravitation hat ihn, wie schon so oft nach längerer Abwesenheit, stärker in die Knie gezwungen, als dies je einem seiner Gegner gelungen war. Dennoch stellte sich das Heimatgefühl langsam wieder ein.
Je ein Muskelaufbautraining am Morgen und Abend enpfand er als außerordentlich lästig. Doch der Blick hinaus auf einen der wenigen, großen Seen dieses Planeten war nahezu unbezahlbar und ein Privileg sowohl seiner Geburt als auch seiner Dienste für diese Welten. Er entschädigte für alle Mühen.
Er hatte beim Hohen Rat der Welten und des Imperiums seinen Rücktritt von allen politischen Ämtern verkündet, um eben dieses Stück Heimat in aller Ruhe genießen zu können.
Während das Imperium seinem Wunsch widerwillig entsprach, ließ sich der Hohe Rat der Welten nicht erweichen. So manches Mal bereute er, dass er sich in den Anfangszeiten der Wirren und des Mangels nicht zum Caesar hatte krönen lassen.

Der Kommunikator schellte mehrere Male die Woche und es erforderte ein paar kurze Anweisungen an die Truppen, die Flotte oder die Bautrupps. Letztere waren zwar eifrig, hatten aber unterdessen bei jeder Erweiterung so viel zu tun, dass die Bauzeiten sich in die Unendlichkeit hinzuziehen schienen.
Der von ihm während seiner Zeit als Imperator in die Wege geleitete, präventive Verteidigungskrieg gegen GeNoZ wurde seitens des Imperiums beendet, in welches er seine Welten geführt hatte. Er war sich noch nicht im Klaren darüber, was er davon halten sollte. Nach einigen Nackenschlägen und dem Verlust des Großteils der Flotte am Boden hätte er aber auch nicht viel für dessen Gelingen beitragen können. Die Flotte… Wenn wenigstens die Chance bestanden hätte, in einen ehrenvollen Kampf zu ziehen…Aber nein, der Hohe Rat der Welten wies Grünschnäbel an, sich um die die Rettung verbliebener Schiffe zu kümmern.

Für das Finden aller Antworten und um lästige Entscheidungen aufzuschieben, hatte er sich erst einmal von allen Verpflichtungen losgesagt. Doch Aufgaben bestanden mit den aktuellen Konflikten ja immer noch in ausreichender Menge. Warum konnte er sich nicht aufraffen?
Vielleicht musste er aufhören, den Tag mit ein, zwei Flaschen magumischen Ales zu beginnen, um seinen Blick wieder ohne Wattebausch im Hirn und Nebel vor den Augen in die Zukunft richten zu können.

Einen Moment lang fühlte sich der General beobachtet. Als dieses dumpfe Kribbeln in seinem Hirn nicht aufhören wollte, wälzte er sich ächzend aus der Hängematte und schleppte sich ins Haus. Das nächste Training würde sowieso bald beginnen… Oder erst noch ein Ale..