Zeugnis der Wandlungen 2

„Sir! Die Bauarbeiten schreiten erfolgreich, wenn auch schleppend voran.“, sagte Hawking Jar.
„Danke mein Bester“, sagte Legomann „Wie steht es um unsere Rekruten?“
„Sir!“ Jars gestalt straffte sich. „Soweit mir bekannt ist zeigt die Ausbildung unseres Nachwuches recht gute Erfolge.“
„Das hört man doch gern.“ murmelte Legomann. Als er aufblickte, wedelte er energielos mit der Hand. „Bitte, Jar, nehmen sie doch Platz. Oder stehen sie wenigstens bequem. Ich kann das nicht mit ansehen…“
„Sir! gestatten Sie mir, mich zurück zu ziehen, ich habe noch einige Anweisungen an unsere Transportflotten zu vergeben.“, sagte der Colonel.
„Selbstverständlich. Ãœberarbeiten Sie sich nicht, Ihre Kraft ist für unsere Zukunft fest eingeplant.“, sagte Legomann schmunzelnd.

Nachdem Colonel Jar sich zurückgezogen hatte, blätterte Legomann erneut seine Unterlagen durch. Seine Gedanken schweiften jedoch immer wieder ab.
Der Ausflug nach Poseidon war einfach zu kurz. Das Errichten einer Kommunikationszentrale forderte ihn nicht sonderlich und er hätte gern ein wenig am Strand verweilt und den waghalsigen Surfern zugesehen, die sich in die enormen Brecher warfen.
Doch in letzter Zeit war sein Terminplan wieder recht eng…

Man sah ihm den monatelangen, regelmäßigen Ale-Genuss nicht mehr an. Doch er spürte, wie dieser seine Spuren in Körper und Verstand hinterlassen hatte.
Es hatte eine Weile gedauert, bis er sich aufraffen konnte und sich beim Oberkommando zum Dienst zurück meldete.

Man begann gerade, eine kleine Schar Freiwilliger auf eine neue Aufgabe einzuschwören. Junge Imperatoren des Universums dürsteten nach dem Wissen und der Technologie der alten Völker. Die Generatio Nova war geboren.
Legomann – nunmehr Lt. General – wurde beauftragt, in diplomatischer Mission Vertreter der alten Völker um sich zu scharen, um jungen Imperatoren einen Weg zum Ãœberleben in dieser rauhen und kriegerisch, nostalgisch verklärten Welt zu weisen und zu ebnen.

Dies gelang mit unerwartet großem Erfolg, wodurch Legomann wieder regelrecht auflebte und die alten, wilden Zeiten in den Hintergrund traten.
Auch in den eigenen Welten wehte nun ein frischer Wind. Baufortschritte wurden erzielt, feindliche Übergriffe ließen immer mehr nach, da die ausgebauten Bunker die aktuelle Produktion vortrefflich aufnahmen und es nichts mehr zu holen gab.

Doch die Ruhe wirkte nicht einschläfernd wie sonst sondern heizte Wirtschaft und Forschung nur noch mehr an…

Stimmt… die Berichte… Das Imperium hat eine stolze Größe erreicht. Angriffe auf imperialen Nachwuchs wurden durch Vollstrecker vergolten. Solche Meldungen treffen immer häufiger ein. Wie hoch ist die Dunkelziffer? Nicht alle Jungimperatoren teilen sich mit…
Lösungen? Wo findet man Lösungen für eine solche Situation? Oder wie soll sie aussehen?
Diplomatie? – Ist häufig vergebens, stößt auf taube Ohren oder blinde Augen… verbohrte Köpfe. Man wird es weiter versuchen.
Racheengel mobilisieren? Das funktioniert nur bis zu einem bestimmten Punkt. Söldner anheuern? Geht ins Geld…
Diese Entscheidungen müssen vorerst vertagt werden.

Jungimperatoren – oder mittlerweile gestandene Herrscher – fühlen sich dem Imperium so stark verbunden, dass sie nicht in andere, mächtigere wechseln mögen. Die Ausbildungsqualität könnte zu leiden beginnen.
Auch keine guten Nachrichten. Ein Ãœberhang militärisch ambitionierter Mitglieder könnte den allgemeinen, schwachen Frieden der Generatio Nova gefährden…

Ein Gedanke blitzte in Legomanns Hirn auf, der zwar weiterzog aber den Samen von Veränderung legte.

Legomann wandte sich dem Kommunikator zu und drückte einige Symbole. Kurze Zeit später sah er ins Gesicht eines ihm wohl vertrauten Herrschers.
„Verehrter Daubaer, ich grüße Dich in aller Form.“ Er nahm die Grußfloskel des Generals ohne Gefühlsregung entgegen. „Ich muss Dich bitten, den Senat der Generatio Nova zu mobilisieren. Entscheidungen müssen getroffen werden, die ich auf gar keinen Fall über die Köpfe meiner Mitstreiter hinweg treffen kann. In den kommenden Wochen muss es Veränderungen geben, wenn wir siegreich aus dieser Ausbildungsmisere heraus gelangen wollen.“
„Worauf zielst Du ab Legomann? Willkürliche Rauswürfe? Damit werden wir nicht dienen.“ Daubaer schüttelte verärgert den Kopf.
„Nein, mir schwebt etwas anderes vor. Details möchte ich aber dem Senat vortragen. Sei bitte so nett, diesen kurzfristig einzuberufen. Ich danke Dir.“
Daubaer deutete noch eine oberflächliche Verbeugung an, die eher wie ein Nicken ausfiel, bevor der Bildschirm erlosch.

Nunja, viele Worte machte der General nie. Er ließ lieber Taten sprechen. Ein Fixpunkt im unaufhörlichen Auf und ab der Welten und ein wichtiger Aktivposten der Generatio Nova…

Legomann ging langsam zur Bar. Ein kleines Ale? Nein, dafür war definitiv der falsche Zeitpunkt. Er schmunzelte in den Spiegel der Vitrine. Nein, er hatte garantiert noch nichts verlernt und diesem Universum noch so viel zu geben…