Oktavius Aera Servantes 1

„Meine Eltern waren Diener eines Herren. Ich war Diener der Navy. Ich wurde verwundet. Ich habe es überlebt. Jetzt bin ich mein eigener Herr und ein freier Ni-Kunni.“
So brachte Oktavius seinen Werdegang bei seiner Bewerbung für die DEIDE Corp. recht zielsicher auf den Punkt.

Selbstverständlich kannte auch er Zwischentöne. Die Amarr wurden oft als Sklaventreiber verachtet. Viele von ihnen mochten auch gnadenlos sein. Seine Eltern arbeiteten seit Generationen im Umfeld der Tash-Murkon Familie. Seine Herren ermöglichtem ihm, Oktavius Aera Servantes, sich für den Dienst in der Navy ausbilden zu lassen.
Man hielt sie nicht wie Rechtlose sondern eben wie Bedienstete. Dies mochte durchaus auch daran gelegen haben, dass Oktavius, seine Eltern und Großeltern zum Beispiel vom Blute der Ni-Kunni und damit im Grunde keine Feinde des Imperiums waren. Man hatte jeder Generation Gelegenheit gegeben sich freizukaufen. Oktavius hatte diese Gelegenheit nun genutzt. Auch oder gerade wegen des Widerstandes seiner Mutter gegen sein Vorhaben Kapselpilot zu werden. Man sei doch versorgt, sagten sie. Man habe es gut.

Ja, das mochte alles wahr sein. Wahr war aber auch, dass es im Dienste eines Amarr keine Abenteuer zu bestehen gab. Nun ja. Er war jung. Und dumm.
Er besuchte die Imperial Academy von Deepari erst relativ spät in seinem Leben. Eigentlich war er aus Sicht seiner Mitbewerber längst ein alter Mann. Doch er hatte es noch immer drauf. Viele Jahre intensiven Trainings und vor allem aktiver Praxis haben ihn zu Titanium werden lassen. Seine Zeit als Fighterpilot war natürlich vorbei. Das war klar. Da konnte er den jungen und ihren Reflexen nichts mehr entgegensetzen.
Aber er war noch längst nicht abgeschrieben. Er fühlte sich als Kapselpilot in Fregatten auf Zerstörern und auch in Kreuzern wohl. Unsterblichkeit hatte zweifellos etwas für sich und übte einen magischen Reiz aus. Dem konnte man sich auch im Alter nicht entziehen, wenn man seine Kräfte schwinden fühlte. Wenn sich die Haut wie Pergament spannte und immerzu juckte oder brannte. Wenn die Muskulatur womöglich die Darmwinde nicht mehr so zuverlässig zurückhielt.

Ja. Er war ein alter Sack. Er rülpste und furzte. Aber er war auch ein verdammt gut geschulter Pilot. Sein großes Abenteuer wartete noch auf ihn. Er war noch nicht durch mit seinen Hoffnungen und Träumen. Er würde hinaus gehen. Eintauchen in die gefährliche Welt des ungeschützten Raumes. Womöglich in Systeme, die man mit klassischen Sternentoren nicht zu erreichen vermochte, deren innere Energie aber immer wieder Schlupflöcher bis in den bekannten Raum bohrte. Oh ja. Unsterblichkeit hatte zweifellos etwas für sich. Er würde dafür jedoch weiter lernen und trainieren müssen.
Er mochte taktisch versiert sein. Er mochte Schiffe ausreichender Feuerkraft bewegen können. Und dennoch sollte es in den Tiefen des Raumes noch Herausforderungen geben, denen er sich heute nocht nicht gewachsen fühlte.

Die Implantate begannen zu kribbeln. In Gedanken rieb er seine Kopfhaut, wobei er die kleinen Störenfirede deutlich ausmachte. Er hasste diese Dinger. Doch nur sie erlaubten ihm, sich noch während seiner verbleibenden Lebensspanne genug Wissen und Fähigkeiten anzueignen, um in den wahren Tiefen des Alls zum Wohle seiner neuen Herren in der DEIDE Corp. für Sicherheit zu sorgen.