Exzess

Unsere Körper lasse verschmelzen,
dann die Seele, unseren Geist!
Deine wonnige Wärme verspürend
		ist's erquickend,
wie viel du von mir weißt.

Mag unsere Liebe ewig dauern
so heiß, so kalt, so heiß, so kalt.
Im Wechselbad männlicher Gefühle
			weiß ich
auch die des Weibes bald.

Du machst mich stöhnen vor Erregung
schreie vor Lust und Freude
deinen Namen in deinen Schoß hinein
denn dieser beherbergt mich heute.

Ich weiß dich so nah an meinem Leib
um mich herum, mal hier, mal dort.
Unsern Exzeß der Münder und Hände
			zu schildern,
genügt kein menschlich Wort.

(C) Th. Legler, 1987

Flämmchen im Wind

Ein Lächeln schwebt auf meinen Lippen.
Das Lachen dazu trag ich im Herzen;
mit kleinem Zug am Leben nippen,
wie ein Fluß mit Booten voller Kerzen.

Flämmchen, die vom Wind erreicht
sich schüchtern flackernd biegen,
doch trotzend jenem Hauch vielleicht
die höh're Macht besiegen.

Ein warmes Bild, das ganz bestimmt
Im Innern schlummernd ewig lebt.
Romantik die gefangennimmt
ein Traum, der zarte Liebe webt.

(C) Th. Legler, 13.12.1990

Frei nach einem Lied

Die Sonne geht auf
auf meinem Gesicht
wenn ich dich seh'
kein Weg zurück
zu deinem Herz
wenn ich heut geh'?

Ein Lied tönt fern
Schicksalsmelodie
den Tränen nah
steh' ich allein
in Einsamkeit
erwarte den Tag.

Der Morgen still
wie selten nur
in meiner Zeit.
einer Zeit wie
Melancholie
grenzenlos weit.

Kein Traum wie eh,
bittere Realität
verlornes Ziel.
Ein kurzer Schmerz
tief im Herz
als ich fiel.

Flieg allein, nicht so
wie einst der Sturm
tobte dahin.
Erstorben der Wind
tief, ganz tief
in mir drin.


(C) Th. Legler, 1988

Freundschaft

Was ist mir deine Freundschaft wert?
Sehr viel! denk ich so allenthalben.
Dein Geist sei's nicht, der mich bekehrt.
Vielmehr das Herz, recht streng, verhalten.

Du sagst, du liebst mich, soll ich glauben,
wo zwei Parallelen sich treffen?
Die Erwartung höher und höher schrauben,
um zu spüren, man kann sich vergessen.

Zur Liebe wären wir ständig zu zwein,
selbst beim Auseinandergehn.
Nur unsere Freundschaft sagt mir allein,
daß wir uns immer wiedersehn.

Freudentränen werden ein Heer,
schlägt Wunden, furchtbare Hiebe.
Sei mir die gute Freundschaft mehr,
als eine schlechte Liebe.

(C) Th. Legler, 1987

Ein Jahr in Farbe

zartes grün, 
weiße blüten an den bäumen,
pastellene Wiesen, getupft,
ein Frühling

sattes grün,
grelle blüten der blumen,
sonnengelb und himmelblau,
ein Sommer.

ersterbendes grün,
bunte blätter an den bäumen,
schimmer an sonne, grauer wind,
ein Herbst.

weißes meer,
grau, schwarz und schlafend,
die welt vom horizont zu mir,
der Winter


(C) Th. Legler, 1988